Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte die Beschäftigten am Donnerstag zum dritten Warnstreik in der laufenden Tarifrunde aufgerufen. Der Ausstand soll von Sonntagabend, 22.00 Uhr, bis Dienstagabend, 24.00 Uhr, dauern. Die Bahn entschied, in dieser Zeit den Fernverkehr komplett einzustellen. Auch bei DB Regio wird demnach kaum ein Zug fahren. Der Güterverkehr dürfte ebenfalls weitgehend stillstehen.
«Wir rechnen damit, dass der gesamte Schienenverkehr in Rheinland-Pfalz und dem südlichen Hessen zum Erliegen kommt», sagte Lars Kreer, Mainzer Geschäftsstellenleiter der EVG, am Freitag. Es sei mit Auswirkungen wie bei den vergangenen beiden Warnstreiks im März und April zu rechnen. «Die Leute sind streikbereit und wütend», sagte Kreer. Das neuerliche Angebot der Bahn bezeichnete der Gewerkschafter als «Mogelpackung», da es insbesondere Reinigungs- und Sicherheitspersonal im Niedriglohnbereich halte.
Die saarländische EVG-Geschäftsstellenleiterin Denise Federspiel sagte, im Saarland würden kaum Züge fahren. Bei der Saarbahn soll die S1 lediglich zwischen den Haltestellen «Römerkastell» und «Landsweiler Nord» bei Lebach fahren. Ein Schienenersatzverkehr werde nicht angeboten, teilte das Verkehrsunternehmen mit.
Da Beschäftigte in Stellwerken und anderen Teilen der Infrastruktur streiken, sind auch private Bahnunternehmen betroffen: «Wir gehen davon aus, dass wir nicht fahren können», sagte eine Sprecherin des Bahnunternehmens Vlexx.
Laut Mitteilung des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) werden in seinem Gebiet ebenfalls die meisten Regional- und S-Bahnlinien ausfallen. Von dem Streik werden voraussichtlich auch Buslinien der DB Regio Bus Mitte in Trier, im Hunsrück und in Wittlich betroffen sein, wie das Unternehmen mitteilte.
Die Tarifverhandlungen im Bahnsektor laufen seit Ende Februar. Es ist der dritte bundesweite Warnstreik, zu dem die EVG seither aufruft. Im März bestreikte sie gemeinsam mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi große Teile des öffentlichen Verkehrs inklusive der meisten Flughäfen für einen Tag.
Der zweite Ausstand beschränkte sich im April auf einen Zeitraum von acht Stunden, sorgte aber ebenfalls für viele Ausfälle, vor allem im Fernverkehr. Auf den Autobahnen waren befürchtete zusätzliche Staus jedoch ausgeblieben.
Deutschen Bahn und EVG streiten aktuell noch um den gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro, den die Gewerkschaft in die Tariftabellen aufnehmen will, damit alle weiteren Verhandlungsergebnisse auf diesen Wert berechnet werden. Die Bahn hat das inzwischen zugesagt, will aber erst später in den Verhandlungen klären, ob sämtliche Tarifergebnisse dann bei diesen Beschäftigten ebenfalls als Erhöhungen in die Tabellen kommen oder etwa über Zulagen gezahlt werden.