Schubsen für den Ernstfall: Deeskalationstraining für Helfer

Sie wollen helfen und werden doch attackiert - immer wieder sind Rettungskräfte verbalen oder handgreiflichen Angriffen ausgesetzt. Wie damit umgegangen werden kann, wie eine Situation beschwichtigt werden kann, soll ein spezieller Deeskalationskurs zeigen.
Deeskalationstraining für Rettungskräfte
Armin Leimet, Notfallsanitäter beim DRK Alzey, wehrt in einer Übungssituation einen Angriff ab. © Andreas Arnold/dpa

Ob verbale oder körperliche Attacke - ein Deeskalationstraining soll Rettungskräfte in Rheinhessen auf brenzlige Situationen während Einsätzen vorbereiten. Das Angebot des Vereins «Helfer sind tabu» mit Sitz in Ingelheim richtet sich an die gesamte Blaulichtfamilie, von Notfallsanitätern bis hin zu Feuerwehrleuten, wie Frank Dernbach erklärt. Er ist stellvertretender Leiter Rettungsdienst für den Bereich Rheinhessen beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) und gleichzeitig Deeskalationstrainer des Vereins.

In den Kursen des Vereins «Helfer sind tabu», bei dem Vertreter der Rettungsdienstbehörde des Landkreises Mainz-Bingen, der Feuerwehr der Stadt Mainz sowie der Hilfsorganisationen DRK, Arbeiter Samariter Bund (ASB), Malteser und Johanniter sowie des Rettungsdienstes Corneli dabei sind, wird etwa gezeigt, wie sich ein Gegenüber anhand von Gestik und Mimik besser einschätzen lässt, wie frühzeitig möglicher Aggression begegnet werden kann, wie kommunikativ und von der Haltung her gegengesteuert werden kann.

Es sei ein sehr einsatzbezogenes Training, schildert Dernbach. Es gehe darum, wie Helfer Situationen entschärfen und sich im Fall des Falles schützen könnten. Körperliche Übergriffe nähmen zwar nicht exorbitant zu, wohl aber verbale, die bis hin zur Beschädigung von Fahrzeugen und Ausrüstung gehen könnten. So etwas werde fast schon als normal empfunden, sagt er. «Da wollen wir entgegenwirken.»

Teilnehmer eines Kurses in der Berufsfachschule Rettungsdienst des DRK in Mainz schubsen einander während des Trainings, gehen dicht aufeinander zu, wahren bewusst nicht die Distanz, schreien sich an, gestikulieren wild. Es gehe darum, wie sich so was anfühle, erklärt Dernbach. An Kissen werden abwehrende Schläge geübt, um zu sehen, wie viel Wucht es dafür brauche, wie kraftraubend das sein könne.

Ein Kursteilnehmer ist Armin Leimer, DRK-Rettungsassistent in Alzey, seit 35 Jahren in dem Job. Er sei schon einmal bei einem Patienten gewesen, bei dem der Verdacht auf einen Herzinfarkt bestanden habe. Es habe letztlich aber keine Lebensgefahr bestanden, also sei der Rettungswagen ohne Blaulicht ins Krankenhaus gefahren, habe an roten Ampeln gehalten. Das sei dem betrunkenen Sohn des Patienten nicht schnell genug gegangen, habe diesen in Rage gebracht. Am Ende sei der Mann auf den Notarzt losgegangen, er habe eingegriffen und unter anderem zwei gebrochene Rippen davongetragen, berichtet Leimer. Mit dem Angreifer habe er sich nach einer Mediation später die Hand gegeben und doch begleite ihn der Vorfall weiterhin. Insofern sei es für alle Rettungskräfte gut, ein solches Training zu absolvieren.

© dpa
Das könnte Dich auch interessieren
Empfehlungen der Redaktion
Heidi Klum
People news
«Germany's Next Topmodel»: Fünf Finalistinnen stehen fest
Rammstein
Musik news
Volles Stadion trotz Protests - Rammstein in München
Till Lindemann
Musik news
Till Lindemann lässt Vorwürfe zurückweisen
Doppelspitze
Fußball news
Neue DFL-Geschäftsführung: Lenz und Merkel übernehmen
Genesungsbegleiter helfen psychisch Erkrankten
Gesundheit
Genesungsbegleiter helfen psychisch Erkrankten
Mitsubishi Colt feiert Comeback als Klon
Auto news
Mitsubishi Colt feiert Comeback als Klon
Google
Internet news & surftipps
Google erneuert deutsche Straßenbilder in Dienst Street View
Rishi Sunak
Internet news & surftipps
London kündigt Gipfeltreffen zu Künstlicher Intelligenz an