Haase muss künftig mit einem Parlament zusammenarbeiten, in dem eine Ampel-Koalition die Mehrheit hat. «Er kann den Versuch unternehmen, im jetzigen Stadtparlament und erst recht bei der Kommunalwahl 2024 Mehrheiten zu verändern», sagte Jun. «Er wird stets versuchen, Mehrheiten zu seinen Gunsten zu bewirken.» Der 39-Jährige erwecke den Eindruck, verständigungs- und kompromissbereit zu sein. «Er denkt Ökonomie und Ökologie zusammen und wendet sich Klimaschutz und Ökologie durchaus zu», erklärte der Forscher.
Haase kam bei der Stichwahl am Sonntag auf 63,6 Prozent der Stimmen. Für seinen Konkurrenten von den Grünen, Christian Viering, stimmten nur 36,4 Prozent der Mainzer. Rund 162.000 Bürger waren zur Stimmabgabe aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag bei 40,1 Prozent.
Der Ausgang der Wahl, den die SPD erstmals seit 1949 verloren hat, ist nach Einschätzung Juns aber keine Schlappe für den an die Spitze des Innenministeriums gewechselten Michael Ebling - sondern im Gegenteil. «Ebling kann sehr gestärkt aus der Wahl gehen», sagte Jun. «Die Mainzer SPD hat erkennen müssen, dass es nicht nur sie, sondern auch wesentlich Ebling als Person war, der zweimal mit einem so guten Ergebnis im Amt bestärkt worden ist.» Es sei klar geworden, wie «wählerwirksam» Ebling war, betonte Jun.
Der Name des 56 Jahre alten Ebling wird immer wieder genannt, wenn es um die Nachfolger von Roger Lewentz an der Spitze der Landespartei oder von Malu Dreyer als Ministerpräsidentin geht. Ebling war von 2012 bis 2022 Oberbürgermeister in Mainz. Nach dem Rücktritt von Innenminister Lewentz im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe wurde der Rheinhesse 2022 Innenminister.