Neues Besucherzentrum beim Ex-Geheimbunker der Bundesbank

Milliarden einer Notstandswährung hat die Bundesbank einst unter Tarnhäusern im Moseltal versteckt. Nun hat der frühere Geheimbunker einen transparenten Eingangsbereich bekommen.
Das Foto zeigt nachgedruckte 100-Mark-Scheine in einem Gitterverschlag im ehemaligen Bundesbank-Bunker in Cochem (Rheinland-Pfalz). © Thomas Frey/dpa/Archivbild

Zeitreise in den Kalten Krieg mit einem neuen Zugang: Der Ex-Geheimbunker der Bundesbank in Cochem an der Mosel startet am 1. April mit einem neuen Besucherzentrum in die Saison. Ein moderner Glasbau thront nun auf dem ehemaligen Eingang des denkmalgeschützten einstigen Geheimbunkers. Museumsleiterin Antonia Mentel erklärt: «Die Denkmalschutzbehörde hat Wert auf eine gute Unterscheidbarkeit zwischen alten und neuen Gebäudeteilen gelegt.»

In dem getarnten Bunker in einem Wohngebiet hatten sich im Kalten Krieg bis unter die Decke 15 Milliarden D-Mark einer geheimen Ersatzwährung gestapelt. Meterdicke Betonwände, gepanzerte Zwischentüren, Gitterboxen mit Schlössern: Hier hatte die Bundesbank unter dem Eindruck von sowjetischer Bedrohung, Mauerbau und Kubakrise ihre Notstandswährung versteckt. Die Vorderseite der Scheine wirkt vertraut, nicht aber die Rückseite mit geometrischen Figuren und anderen Farben. In einem Krieg, bei einer Hyperinflation oder einer Falschgeldflut aus dem damaligen Ostblock wollte die Bundesregierung zahlungsfähig bleiben. 2016 wurde der Bunker zum Museum.

Sein neues Besucherzentrum ist laut Leiterin Mentel mit rund 850 000 Euro veranschlagt worden. Insgesamt 200 000 Euro davon seien als Zuschüsse vom Land Rheinland-Pfalz und der EU geflossen. Der Glasbau dient dem Empfang von Besuchern. Zudem sind hier weitere Exponate zu sehen, etwa Kopien der Notstandswährung sowie Briefumschläge mit rotem Bundesbanksiegel für die Bunkerschlüssel. Das Museum in heutigem Privatbesitz hat Mentel zufolge 2016 rund 10 000 und 2022 trotz Corona etwa 40 000 Besucher gezählt. Vom 1. April an sollen wieder täglich fünf reguläre Führungen für Einzelbesucher stattfinden. Hinzu kommen Sonderführungen.

Die Bundesbank hatte sich einst für das tiefe Moseltal in der Hoffnung entschieden, dass das Versteck vor einer atomaren Druckwelle etwas besser geschützt sei. Hier kaufte sie eine ehemalige Arztpraxis plus umliegende Grundstücke am Moselhang, eine Fläche von 9000 Quadratmetern. Von 1962 bis 1964 entstanden der unterirdische Geheimbunker und ein Schulungsheim in zwei Tarnhäusern.

1988, noch vor dem Mauerfall, wurde der Milliardenschatz abtransportiert und durch den Reißwolf gejagt. Nach früheren Angaben des Bunkerexperten und Buchautors Jörg Diester waren die gültigen deutschen Geldbestände wohl zu groß geworden, um sie noch mit 15 Milliarden Mark der sogenannten Serie BBk II austauschen zu können. Zudem seien die Anforderungen an Fälschungssicherheit gestiegen und inzwischen elektronischer Krisen-Zahlungsverkehr möglich geworden.

© dpa
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