Haase und Viering bereiten sich auf Stichwahl in Mainz vor

Der Trierer Parteienforscher Jun sieht den parteilosen Sieger im ersten Wahlgang als Favorit. Aber auch der Grünen-Kandidat gibt sich zuversichtlich, nächster OB der Landeshauptstadt zu werden.
Ein Wähler wirft seinen Stimmzettel in die Wahlurne. © Michael Kappeler/dpa/Symbolbild

Nach der ersten Runde der Oberbürgermeisterwahl in Mainz bereiten sich der parteilose Kandidat Nino Haase und der Grünen-Politiker Christian Viering auf die Stichwahl am 5. März vor. Der Parteienforscher Uwe Jun sieht den 39-jährigen Haase als Favorit: Haase repräsentiere das bürgerliche Lager und könne davon ausgehen, auch Stimmen von CDU-, FDP- und SPD-Wählern zu bekommen.

«Wir sehen schon seit längerer Zeit, dass auf der kommunalen Ebene Parteien eine vergleichsweise geringere Rolle spielen», sagte der Trierer Politikwissenschaftler. Stattdessen werde verstärkt auf die Überzeugungskraft von Personen geachtet. Haase sei mit Abstand der bekannteste Kandidat gewesen. «Alle anderen waren selbst in Mainz vergleichsweise unbekannt.» Dies gelte insbesondere für die SPD-Kandidatin Mareike von Jungenfeld. Nach dem Wechsel des bisherigen OB Michael Ebling (SPD) ins rheinland-pfälzische Innenministerium sei die Zeit zu kurz gewesen, um sich bekannt zu machen. «Das hat den Ausschlag gegeben», fügte Jun hinzu.

«Die Sozialdemokraten wussten, dass sie hier ins Risiko gehen. Sie sind dieses Risiko bewusst eingegangen.» Der SPD müsse daran gelegen sein, ihre Stellung als stärkste Landespartei zu festigen. Ebling habe sich für das Amt in der Landesregierung empfohlen.

Haase habe einen geschickten Wahlkampf geführt, sagte Jun. «Er hat nicht polarisiert und war für alle Gruppen irgendwie wählbar.» Mit einem Potpourri von Positionen, die auch von SPD, Grünen oder CDU geteilt würden, «einer Art Best of», komme er bei den Mainzerinnen und Mainzern gut an.

Die Landesvorsitzende der Grünen, Natalie Cramme-Hill, gratulierte Viering am Montag. «Auf die nächsten drei Wochen Wahlkampf bis zur Stichwahl freuen wir uns.» Auf die Frage nach seiner Chance in der Stichwahl sagte Viering der Deutschen Presse-Agentur, er sei sehr zuversichtlich, dass er gewinnen werde.

Das Wahlergebnis bedeutet, dass die SPD erstmals seit 1949 nicht mehr den Oberbürgermeister in Mainz stellt. Der bisherige Amtsinhaber Ebling sagte am Montag: «Die SPD bleibt ein wichtiger Player und fester Bestandteil in der Landeshauptstadt.» Das gute Abschneiden von Haase erklärt er mit dessen «großer Bekanntheit im Vergleich zu den anderen Kandidaten». Er hoffe, dass es nach der Stichwahl nicht dazu komme, dass sich OB und Stadtverordnetenversammlung in «komplizierten Stellungsgefechten wiederfinden». Im Stadtrat sind die Grünen stärkste Partei, sie bilden ein Bündnis mit SPD und FDP.

Der Wahlausschuss der Stadt prüfte am Montag die Ergebnisse aus den 118 Stimmbezirken. Demnach entschieden sich am Sonntag 40,2 Prozent der Wähler für Haase. Der Grünen-Kandidat Christian Viering qualifizierte sich mit 21,5 Prozent für die Stichwahl. Danach folgten Manuela Matz (CDU) mit 13,4 Prozent und die SPD-Kandidatin von Jungenfeld mit 13,3 Prozent - die beiden Kandidatinnen trennten lediglich 91 Stimmen. Martin Malcherek von der Linken kam auf 7,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung erreichte 49,2 Prozent und lag damit höher als 2019 - damals waren es 45,8 Prozent. Mehr als jeder zweite Wähler (51,9 Prozent) nutzte die Möglichkeit der Briefwahl.

Das neue Stadtoberhaupt soll in einer Stadtratssitzung am 22. März vereidigt werden und das Amt dann sofort antreten.

© dpa
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