In ihren Predigten zum Weihnachtsfest haben sich die katholischen Bischöfe mit dem Krieg in der Ukraine und aktuellen gesellschaftlichen Fragen befasst. «Der Einsatz von Macht und Gewalt, gegebenenfalls auch von Waffen» ist nach den Worten des Bischofs von Speyer nötig, «um unschuldiges Leben, Menschen- und Völkerrecht, Würde und Freiheit zu verteidigen.» Dies hätten in diesem Jahr selbst jene gelernt, «die politisch bisher immer anderer Auffassung waren», sagte Karl-Heinz-Wiesemann nach vorab verbreitetem Redetext am Sonntag im Dom in Speyer. «Die Wahrheit von der gewaltbereiten Verteidigungsnotwendigkeit des sonst Schutzlosen - sie trifft das Drama des Menschen in dieser Welt.»
Der Mainzer Bischof Kohlgraf sagte mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, es sei viel diskutiert worden über Krieg, Verteidigung und über Hilfe für ein bedrängtes Volk, dem die Vernichtung drohe. Auch Christen seien ernüchterter geworden in der Einschätzung des Selbstverteidigungsrechts eines angegriffenen Volkes. «Aber ich meine auch, wir haben uns auffallend schnell an Gewalt in Tat und Wort gewöhnt.» Das gelte auch für das alltägliche Miteinander.
Der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, mahnte Friedensinitiativen im Ukraine-Krieg an. «Auch wenn die Unterstützung des völkerrechtswidrig überfallenen Landes durch alle benötigten Güter weitergehen muss, braucht es gleichzeitig jetzt schon Friedensinitiativen», sagte er nach vorab verbreitetem Redetext am Sonntag in seiner Weihnachtspredigt im Limburger Dom.
«Denn wie soll es sonst weitergehen, wenn hoffentlich bald endlich die Waffen schweigen?», fragte der Limburger Bischof. Der Krieg und die brutalen Menschenrechtsverletzungen säten Hass. «Und der wird vermutlich über Generationen hinweg wieder und wieder Gewalt provozieren.» Deshalb müsse man sich fragen, wie jetzt schon die Saat des Friedens ausgestreut werden könne. «Können diplomatische Gespräche und vertrauensbildende Maßnahmen bereits Menschen von beiden Seiten zu friedensstiftenden Gesprächen und Projekten zusammenführen?»
Hier, so Bätzing, sei auch die einzelne Christin und der einzelne Christ in Deutschland gefragt, denn schließlich lebten auch hier viele Menschen aus der Ukraine wie auch aus Russland. «Gehen wir auf sie zu und sprechen wir mit ihnen über Licht und gemeinsame Perspektiven mitten in der Finsternis von Krieg und Zerstörung», appellierte Bätzing.
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung erinnerte am Sonntagmorgen an «die Gemeinschaft stiftende Kraft der Weihnachtsbotschaft». «Als Menschen sind wir aufeinander angewiesen. Wir sind bestimmt, füreinander da zu sein», sagte er am zweiten Weihnachtsfeiertag nach einer Mitteilung in dem Gottesdienst in der Frankfurter Katharinenkirche. Darauf weise die biblische Geburtsgeschichte Jesu hin. «Das Kind in der Krippe ist angewiesen darauf, dass seine Eltern für es da sind. Maria und Josef sind aufeinander angewiesen und darauf, dass andere für sie da sind.» Von Jesus Christus und seinem Leben gehe deshalb die Botschaft aus: «Seid füreinander da! Sucht Frieden auf Erden.» Das Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) umfasst auch Teile von Rheinland-Pfalz.
Nach Meinung des Trierer Bischofs Stephan Ackermann wird angesichts der Nachrichten und Bilder, die seit Monaten täglich aus der Ukraine kommen, eine frohe Botschaft herbeigesehnt: Dass es endlich ein Einsehen des russischen Aggressors gäbe und Friedensverhandlungen beginnen könnten. Wie sehr würde man sich wünschen, dass die Trümmerstädte von Mariupol, von Cherson, von Odessa jauchzen könnten, sagte Ackermann laut Redetext am Sonntag im Trierer Dom. «Aber dieser Wunsch bleibt Zukunftsvision, auf deren Verwirklichung wir für das Jahr 2023 hoffen.»
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, sagte an Heiligabend in seiner Predigt in Düsseldorf, die Weihnachtsgeschichte rufe zu tatkräftiger Hilfe im Hier und Jetzt auf. «Es kommt darauf an, dass wir helfen, wenn Menschen aus der Ukraine, Syrien, Afghanistan zu uns fliehen, die auch nicht wissen, wo sie ihr Kind hinlegen sollen, wo es Windeln für sie gibt. Maria heißt dann Djamila oder Oleksandra. Oft sind sie ohne ihren «Josef» unterwegs, weil der das Land nicht verlassen durfte, kämpfen muss.» Das Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland erstreckt sich bis nach Rheinland-Pfalz und bis ins Saarland.