Neuer Bieter im Rennen um insolventen Airport auf Zielgerade

Schon seit eineinhalb Jahren ist der einstige US-Fliegerhorst im Hunsrück insolvent. Wiederholt kommt der internationale Verkaufspoker um den Airport ins Stocken. Nun tritt ein weiterer Interessent auf, der bei Gläubigern und Betriebsrat neue Hoffnungen weckt.
Bürgermeister Peter Müller (parteilos)
Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchberg, Peter Müller (parteilos), gibt ein Interview. © Thomas Frey/dpa

Im Verkaufspoker um den insolventen Hunsrück-Flughafen Hahn haben Gläubiger für einen neuen Bieter gestimmt. «Wir haben eine weitere Option», sagte Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner am Donnerstag nach einer besonderen Gläubigerversammlung von vier Hahn-Schwestergesellschaften beim Insolvenzgericht Bad Kreuznach. Das Votum hinter verschlossenen Türen sei einstimmig gefallen. Für welches Unternehmen sagte der Jurist nicht.

Die insolvente Betreibergesellschaft Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, an der das Land Hessen noch 17,5 Prozent hält, hat einen eigenen Gläubigerausschuss und benötigt daher keine Gläubigerversammlungen. Dieser Ausschuss muss der neuen Entscheidung noch zustimmen. Erwartet wird, dass er sich zeitnah damit befasst, möglicherweise schon an diesem Freitag (31.3.). Nach der Belegschaft will Plathner nach eigenen Worten auch die Öffentlichkeit über den Investor informieren.

An der Versammlung am Donnerstag in Bad Kreuznach beteiligten sich nur zwei Vertreter von Gläubigern: der neue Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchberg, Peter Müller (parteilos), und eine Mitarbeiterin der Bundesagentur für Arbeit. Plathner sagte mit Blick auf den internationalen Verkaufspoker: «Ich bin sehr zuversichtlich.» Bei allen Angeboten gehe es um eine Fortführung des Flugbetriebs. Das sei «sehr positiv».

In Flughafenkreisen hieß es, der neue Investor habe auch zugesagt, alle rund 400 Beschäftigten am einzigen größeren Flughafen in Rheinland-Pfalz zu halten. Verbandsbürgermeister Müller betonte, für die Region sei eine nachhaltige Lösung sehr wichtig. Es sei «guter Dinge». Der Rechtsanwalt des Betriebsrats, Georg Wohlleben, spricht von einer positiven Stimmung - endlich zeichne sich das Ende einer Hängepartie ab. Immer wieder waren auch Befürchtungen laut geworden, der Airport Hahn könnte von einem neuen Investor in einen Gewerbepark ohne ständigen Flugbetrieb verwandelt werden.

Zwei andere Bieter, die Mainzer Immobilien-Firmengruppe Richter und die NR Holding AG des Nürburgrings um den russischen Unternehmer Viktor Charitonin, hatten beide schon einen Kaufvertrag unterzeichnet und die Kaufsumme auf ein Treuhandkonto überwiesen - aber eben noch kein grünes Licht der Gläubiger und keine Lizenz für den Flugbetrieb bekommen. Als Plathner den Investorenprozess überraschend wieder öffnete, bekundete auch der türkische Flughafenbetreiber YDA Interesse an dem Airport mit eher seltener Nachtfluggenehmigung - ohne jedoch jetzt zum Zuge zu kommen. Einen Kaufvertrag hatte er nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur nie unterschrieben.

Die NR Holding AG überwies nach dpa-Informationen rund 20 Millionen Euro, die Gruppe Richter etwas weniger auf das Treuhandkonto. Flughafenkreise bewerteten das Votum vom Donnerstag für einen neuen Bieter so, dass er die NR-Holding-Geldsumme überboten hatte.

Der russische Mehrheitsaktionär der NR Holding AG, Charitonin, zog derweil angesichts des Angriffskrieges seines Heimatlandes gegen die Ukraine auch Kritik auf sich - das Bundeswirtschaftsministerium prüft nach Angaben vom Donnerstag schon seit rund zwei Monaten einen Hahn-Verkauf an ihn gemäß dem Außenwirtschaftsgesetz. Auf einer Sanktionsliste steht Charitonin jedoch nicht. Die Analyse des Ministeriums könnte mit dem neuen Investor hinfällig werden.

Der ehemalige US-Fliegerhorst Hahn, der 2017 mehrheitlich in den Besitz des chinesischen Großkonzerns HNA gekommen war, meldete bereits im Oktober 2021 Insolvenz an. Im Juni 2022 unterzeichnete die Frankfurter Swift Conjoy GmbH einen Kaufvertrag für deutlich mehr als 20 Millionen Euro - zahlte jedoch nie. Im Januar 2023 löste Plathner daher diese notarielle Übereinkunft wieder auf. Im Februar kündigte er an, bis Ende März zu einer neuen Lösung kommen zu wollen. Am Donnerstag sagte der Insolvenzverwalter: «Es hat sich gelohnt, dass wir hier so lange durchgehalten haben.»

Die Freien Wähler im rheinland-pfälzischen Landtag in Mainz urteilten, der neue Investor «lässt hoffen, dass es jemand aus Deutschland ist, der Interesse an der fliegerischen Nutzung hat». Die Mainzer Landesregierung sei gefordert, mit ihm «einen Masterplan für die Gesamtliegenschaft zu entwickeln».

© dpa ⁄ Jens Albes, dpa
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