GEW sieht eklatanten Lehrermangel und fordert Masterplan

Der Fachkräftemangel macht sich auch in den Schulen bemerkbar. Zugleich sind viele Lehrkräfte nach Einschätzung der GEW überlastet und fallen daher länger krank aus. Nach Ansicht der Gewerkschaft sind intelligente Lösungen gefragt.
Grundschule
Ein Kind meldet sich in einer Grundschule. © Jens Büttner/dpa/Symbolbild

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die rheinland-pfälzische Landesregierung aufgefordert, einen Masterplan für die Unterrichtsversorgung zu entwickeln. «Alle Akteure müssen sich einbringen», sagte der Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer am Mittwoch in Mainz. Nach einer nicht-repräsentativen Umfrage der Bildungsgewerkschaft aus dem Februar fehlen fast 6300 Lehrkräfte im Land, um den gesamten Unterrichtsausfall abdecken zu können. Im Bildungsministerium heißt es dagegen: alle Planstellen seien mit grundständig ausgebildeten Lehrkräften besetzt und die Zahlen der GEW seien nicht nachvollziehbar.

Nicht nur das Bildungsministerium sei bei den Lösungen gefragt, auch das Wirtschaftsministerium etwa müsse Interesse an gut qualifizierten Absolventen haben, sagte die stellvertretende GEW-Vorsitzende Birgit Wolsdorfer. Die Kommunen seien in der Verantwortung, wenn es um Schulsozialarbeit, Schulsekretariate und die Betreuung der digitalen Ausstattung gehe.

«Wir müssen da anfangen, wo der Bedarf am größten ist», sagte Hammer mit Blick auf den Fachkräftemangel. Die Schulen mit besonderen Herausforderungen in Städten wie Ludwigshafen, Pirmasens, Koblenz und Kaiserslautern nannte er als Beispiele. «Die Verwaltungsaufgaben haben zugenommen, darunter leiden besonders Förder- und Grundschulen.» Brandmeldungen gingen aus allen Schulen bei der GEW ein, besonders aber aus den Grund- und Förderschulen sowie den Realschulen plus.

Einerseits fehlten gut ausgebildete Lehrer, andererseits habe die Arbeitsverdichtung so zugenommen, dass viele Lehrkräfte länger krank seien, stellten die GEW-Vertreter fest. Zugleich erwarte die Gesellschaft eine gute Schulausbildung der Kinder. Jeden Tag meldeten sich Kollegen, die sagten, «wir schaffen es einfach nicht mehr», berichtete Hammer. Intelligente Maßnahmen zur Qualifizierung und Begleitung nicht qualifizierten Personals im Unterricht seien gefragt.

Die GEW fordert unter anderem einen «Kurswechsel bei der Einstellungspolitik», multiprofessionelle Teams, damit die Lehrkräfte wieder mehr Zeit für den Unterricht hätten, und bessere Arbeitsbedingungen. «Wenn jetzt keine Entlassungen angedacht werden, kollabiert das System in absehbarer Zeit», heißt es im Forderungskatalog der Gewerkschaft.

Nach Einschätzung der bildungspolitischen Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Jenny Groß, «ist es bereits fünf nach zwölf». Groß, die auch Lehrerin ist, forderte eine Offensive gegen den Lehrermangel. «Die kann nur wie folgt aussehen: Mehr Planstellen an den Schulen im Land.»

Das Bildungsministerium verwies darauf, dass allein im laufenden Schuljahr mehr als 1900 neue Lehrkräfte eingestellt worden seien. Mit Blick auf die neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine und anderen Ländern - insgesamt über 16 000 - seien im Schuljahr 2022/2023 rund 750 zusätzliche Planstellen sowie finanzielle Mittel für weitere 100 Vollzeitbeschäftigungsmöglichkeiten eingeplant. Im Doppelhaushalt 2023/2024 sei Vorsorge getroffen worden, um noch weitere 850 solcher Verträge nutzen zu können.

«Trotz all dieser Maßnahmen ist es leider nicht zu verhindern, dass es aufgrund von Ausfällen insbesondere durch Krankheiten kurzfristig zu personellen Engpässen und zusätzlichen Belastungen kommt», teilte das Ministerium mit. «Dies haben wir im vergangenen Winter in der gesamten Gesellschaft gesehen und das gilt auch für unsere Schulen.» Um Ausfälle zu kompensieren, seien aber mittlerweile 1725 Vertretungskräfte-Stellen geschaffen und mit Planstellen hinterlegt worden. Dazu komme noch Geld für befristete Beschäftigungen. Die Corona-Aufholmittel - 63 Millionen Euro Bundes- und 47 Millionen Landesmittel - seien auch zu einem wesentlichen Teil in die Unterrichtsversorgung und die Entlastung der Lehrkräfte investiert worden.

© dpa
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