Viele Grippefälle: Ärzte fordern zur Impfung auf

Die Grippe ist nach zwei Jahren Pause zurück. Ärzte rechnen mit einem weiteren Anstieg und schwereren Verläufen. «Der richtige Zeitpunkt zur Grippeimpfung ist jetzt», betont die Vorsitzende der Hausärzte.
Ein Arzt impft eine Frau gegen die Grippe. © Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Der Herbst ist zwar noch mild - die Grippe aber schon in Rheinland-Pfalz angekommen. Seit Anfang Oktober seien 758 Infektionen nachgewiesen worden, teilte das Landesuntersuchungsamt (LUA) in Koblenz der Deutschen Presse-Agentur mit. Das seien «vergleichsweise viele Fälle» zu dieser Zeit des Jahres. Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres waren es fünf Fälle, 2020 standen vier und 2019 - also vor der Corona-Pandemie - neun auf der Liste.

«Wir erwarten erheblich mehr Grippefälle als in den Jahren zuvor», sagt die Vorsitzende des Landesverbands der Hausärzte, Barbara Römer. Die Allgemeinmedizinerin rechnet mit deutlich mehr Grippeerkrankten in der Saison und mehr komplizierten Verläufen mangels «Fitness der Immunabwehr». Denn Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen sind fast überall weggefallen und das Immunsystem sei «ein wenig aus der Übung gekommen».

«Eine normale Grippewelle hatten wir zwei Jahre nicht. Da gibt es sicherlich einen Nachholeffekt», sagt auch der Mainzer Virologe Bodo Plachter. «Der Höhepunkt der Grippewelle war bisher in der Regel Anfang Januar, wenn es richtig kalt ist und die Menschen Weihnachten und Silvester zusammen gefeiert haben.»

«Kinder sind gerade relativ stark von Infektionen der Atemwege betroffen, darunter sind auch viele Grippefälle», berichtet Plachter. «Gerade bei kleinen Kindern sieht man in diesem Jahr einen relativ frühen Anstieg von Infektionen der Atemwege.» Der Virologe betont: «Dass wieder vermehrt Fälle von Atemwegsinfektionen mit anderen Erregern auftreten, kommt nach zwei Jahren Pandemie nicht unerwartet.»

«Ein bisschen erstaunlich allerdings ist es, dass der Anstieg schon so früh kommt», sagt der Professor von der Universitätsmedizin Mainz. «Wenn das Wetter richtig fieselich wird, werden auch bei Erwachsenen die Zahlen wohl deutlich ansteigen.» Plachter betont: «Neben Grippe und Corona gibt es ja noch einige andere Erkältungsviren.» Ein Hauptproblem werde der Personalausfall sein und dies auch in den Kliniken zu spüren sein.

In diesem Jahr seien anders als in anderen Jahren auch im Sommer schon vergleichsweise viele Grippefälle gemeldet worden, sagt LUA-Sprecher Achim Ginkel. «Das alles zusammengenommen ist ungewöhnlich.» Bisher stehen im laufenden Jahr insgesamt 1540 Grippefälle in der Statistik. Unter Corona-Hygienebedingungen waren 2021 lediglich 72 Grippefälle nachgewiesen worden. Im gesamten Corona-Jahr 2020 waren rund 8200 Fälle gemeldet worden. 2019 standen knapp 8000 und 2018 sogar etwa 14.000 Meldungen in der Statistik.

«Neben der andauernden Pandemie erwarten wir saisonbedingt eine Erkältungswelle, unter Umständen in Kombination mit saisonal ansteigenden Influenza-Fällen, die unser Gesundheitssystem, aber auch unser alltägliches Leben zusätzlich belasten können», sagt Gesundheitsminister Clemens Hoch. Um eine Überlastung des Gesundheitssystems auch weiterhin zu verhindern, appelliert auch der SPD-Politiker an die Menschen, sich gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) gegen Corona und auch gegen die Grippe impfen zu lassen.

«Auch im Fall der Influenza gilt: Mit einer Impfung schützen Sie sich und andere», sagt Hoch. Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Land seien vorbereitet und hätten 1,25 Millionen Dosen Impfstoff bestellt und auf Lager.

«Der richtige Zeitpunkt für die Grippeimpfung ist jetzt», betont die Vorsitzende des Hausärzteverbands Römer. «Das Influenzavirus ist jetzt schon da.» Und die Nachfrage nach Grippeimpfungen in den Arztpraxen könne besser sein. Römer vermisst eine Öffentlichkeitskampagne zur Grippeimpfung. «Patienten müssen auch in diesem Jahr wieder von der Notwendigkeit einer Impfung gegen Influenza überzeugt werden.»

Einen Anstieg der Zahlen sieht auch die Arbeitsgemeinschaft Influenza beim Robert Koch-Institut (RKI) bundesweit. Dies könne neben der «Nachholeffekte» infolge des Wegfalls der Corona-Schutzmaßnahmen auch an der Empfehlung liegen, «bei Atemwegssymptomatik differentialdiagnostisch auch auf Influenzaviren zu testen».

© dpa
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