Rückkehr zu G9: Gymnasium dauert nun wieder neun Jahre

Das Gymnasium in acht Jahren zu absolvieren, das hat für viele Kinder zu Stress und Druck geführt. Immer mehr Bundesländer haben deswegen bereits eine Rolle rückwärts gemacht und setzen wieder auf neun Jahre bis zum Abitur. Nun hat auch das Saarland nachgezogen.
Ein Schüler sitzt in einem Klassenzimmer. © Marijan Murat/dpa/Symbolbild

Das Gymnasium im Saarland dauert künftig wieder neun Jahre bis zum Abitur. Der saarländische Landtag beschloss am Mittwoch mit den Stimmen der SPD-Regierungsmehrheit die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9). Die damalige Landesregierung von Ministerpräsident Peter Müller (CDU) hatte 2001 das achtjährige Gymnasium (G8) eingeführt. «Wir geben unseren Kindern nun wieder Orte zurück, an denen sie gerne lernen», sagte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD). G8 habe für viele Schülerinnen und Schüler «Stress und Druck» bedeutet.

Wer im Saarland nach den nächsten Sommerferien im kommenden Schuljahr 2023/24 in den Klassenstufen 5 bis 7 ist, macht das Abitur nach neun Jahren, für alle anderen Schüler und Schülerinnen bleibt es bei acht Jahren.

Die Rückkehr zu G9 erfordert nach Berechnungen der Regierung 149 zusätzliche Planstellen für Lehrkräfte. Der Stundenplan soll modernisiert werden. Unter anderem wird Informatik als neues Unterrichtsfach eingeführt. Der Sozialkundeunterricht wird verstärkt. Zwischen der 5. und der 6. Klasse gibt es künftig keine Versetzungsentscheidung mehr - das heißt, nach der 5. Klasse können Schülerinnen und Schüler nicht mehr sitzenbleiben.

Zuvor hatte Oppositionsführer Stephan Toscani (CDU) grundsätzlich G9 begrüßt, aber dessen Umsetzung scharf kritisiert. Im Vergleich mit allen anderen Bundesländern gebe es im Saarland künftig die geringste Anzahl an Jahreswochenstunden. «Die SPD senkt das Niveau am Gymnasium. Sie machen aus G9 ein Schalspurgymnasium.» Die Regierungspläne seien von vielen Verbänden von Lehrern, Eltern und Schülern heftig kritisiert worden. «Aber das interessiert Sie offensichtlich nicht. Dieses G9 können wir nicht mittragen.» Toscani warf der regierenden SPD vor, mit dem «Schmalspurgymnasium» einen Weg zur «Einheitsschule» zu gehen: «Sie spalten, Sie polarisieren ohne Not.»

Streichert-Clivot wies die Kritik zurück: «Die Qualität der Schulbildung lässt sich nicht alleine in Wochenstunden messen.» Sie verteidigte auch den Verzicht auf Eingangsvoraussetzungen für das Gymnasium und auf Versetzungsentscheidungen zwischen der 5. und 6. Klasse. Dies ermögliche «eine längere Orientierungsphase» am Gymnasium.

Die neue Stundentafel führe auch Informatik als Fach ein, das dringend gebraucht werde. Auch gebe G9 den Schülern wieder mehr Zeit für Aktivitäten außerhalb der Schule. Die Abgeordnete Jutta Schmitt-Lang (CDU) bezeichnete hingegen die neue Stundentafel als «Murks». Das Gymnasium habe jetzt nur «eine finanzielle Notausstattung».

© dpa
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