Saarland geht neue Wege bei Nachwuchsgewinnung für Polizei

Ein neues Bildungsangebot soll den Nachwuchs für die Polizei im Saarland sichern. Und das Interesse ist groß. Der Innenminister will künftig verstärkt auch Absolventen mit einer Berufsausbildung für die Polizei gewinnen.
Weiße und blaue Hemden mit dem saarländischen Wappen hängen im Landespolizeipräsidium nebeneinander. © Oliver Dietze/Oliver Dietze/dpa/Archivbild

Noch bevor die neue Fachoberschule Polizei (FOS) im Saarland an den Start gegangen ist, kann Innenminister Reinhold Jost (SPD) eine erste positive Bilanz ziehen: «Das ist eine Erfolgsstory, die uns selbst auch überrascht hat», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Viele seien erstaunt gewesen, dass es tatsächlich gelungen sei, aus der ersten Idee innerhalb weniger Monate ein erfolgreiches Projekt zu starten. Und das Interesse daran spreche für sich: Denn für die 50 Plätze in zwei Klassen habe es 225 Bewerbungen gegeben. Aktuell laufe das Auswahlverfahren.

Die neue FOS soll auch jungen Menschen mit mittlerem Bildungsabschluss den Weg für eine Ausbildung bei der Polizei ebnen und damit gleichzeitig den Nachwuchs sichern. Ab dem Schuljahr 2023/2024 startet das zweijährige neue Bildungsangebot an den Günter-Wöhe-Schulen für Wirtschaft in Saarbrücken und dem Berufsbildungszentrum in Lebach. In die Schulzeit integriert ist ein einjähriges Praktikum in unterschiedlichen Dienststellen der Polizei. Mit dem Fachabitur können sich die Absolventen anschließend für eine Ausbildung bei der Polizei bewerben - oder auf Wunsch auch einen anderen Berufsweg wählen.

Wenn sie die Schulzeit mit einer Note besser als 3,2 abgeschlossen haben und auch das Sportabzeichen und die medizinischen Voraussetzungen bestehen, haben sie laut Jost eine Einstellungsgarantie bei der Polizei. Das hohe Interesse an dem neuen Ausbildungsgang führt Jost auf drei Gründe zurück: «Es ist zum einen erstmal der Beweis dafür, dass Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen richtig gelegen haben und dass sich diese Erfolgsgeschichte bei uns auch fortschreibt», so Jost mit Blick auf bestehende Angebote der Nachbarländer.

Und schließlich spiele auch Neugier bei den Bewerberinnen und Bewerber eine Rolle. «Polizei ist immer noch einer der Traumberufe», meint der Innenminister - auch wenn klar sei, dass die Rahmenbedingungen an der ein oder anderen Stelle noch verbesserungsfähig seien. Auch die schrecklichen Vorfälle in Kusel, bei denen zwei Polizisten getötet wurden, hätten «mit Sicherheit den ein oder anderen in seinem Berufswunsch zumindest zum Nachdenken gebracht.» Gleichwohl sei Polizei nach wie vor einer der nachgefragtesten Bereiche bei der Ausbildung.

Das zeige nicht zuletzt auch die Resonanz auf die diesjährigen ausgeschriebenen Stellen für 130 Kommissar-Anwärter und -Anwärterinnen. Früher hätte es über 1000 Bewerber gegeben - nach sinkenden Zahlen seien es jetzt immerhin wieder rund 760 gewesen. Gleichwohl müsse man auch einräumen, dass die Hälfte von ihnen schon im Sporttest durchgefallen oder gar nicht erst zum Auswahlverfahren erschienen sei. «Wir werden die 130 Stellen mit qualifizierten, guten Bewerberinnen und Bewerbern decken können, aber es wird schwerer, weil der Wettbewerb größer geworden ist», sagte Jost.

Wichtig sei es daher auch, dass man künftig nicht so lange für die Zusagen brauche. «Es nützt uns nichts, den Interessenten die Wurst hinzuhalten und sie ihnen erst dann zum Schnappen zu geben, wenn sie sich sonst wo sattgegessen haben», sagte Jost. «Es kann nicht sein, dass Rheinland-Pfalz schon die Einstellungszusagen verschickt hat - und im Saarland haben die Bewerber noch nicht einmal die Einladung zu den Tests», so Jost.

Ziel sei es, sich möglichst breit und auch besser aufzustellen, was die Anzahl derer anginge, die für eine Polizei-Ausbildung in Frage kämen. Denn zusätzlich zu den Bewerbern mit Abitur oder Fachoberschule gebe es noch eine dritte Gruppe, die von großem Interesse sei: diejenigen mit Berufsausbildung. «Viele sind der Auffassung, zur Polizei kommst du nur mit Abitur oder Fachabitur. Das ist aber falsch!», betonte Jost. Bewerben könne man sich nämlich auch mit einer abgeschlossenen Ausbildung und zweijähriger Berufserfahrung.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte das Projekt bei der Ankündigung gelobt. Klar sei aber auch, dass der Bewerbermangel hierdurch nicht beseitigt werde, es müssten auch die Rahmenbedingungen des Polizei-Berufes endlich verbessert werden.

© dpa
Das könnte Dich auch interessieren
Empfehlungen der Redaktion
Fußball news
Hasebe beginnt im DFB-Pokalfinale - Schlager auf der Bank
Tv & kino
Wolf Blitzer zeigt in Berlin Holocaust-Doku
Tv & kino
«heute Show» erst im September wieder
Musik news
Rock am Ring hofft auf spontane Besucher
Internet news & surftipps
Wissing: Maßvolle KI-Regulierung muss schnell kommen
Das beste netz deutschlands
Viele gefälschte Netflix-Nachrichten im Umlauf
Reise
Dinos und Berühmtheiten: Museumstipps von London bis Lolland
Internet news & surftipps
Kartellamt schaltet sich in Handynetz-Streit ein