Sebastian Kehl fasste das BVB-Motto nach dem so wichtigen Achtungszeichen und Oster-Stimmungsboost treffend zusammen. «Wir haben nur noch einen Wettbewerb, aber da sind wir zumindest noch voll im Rennen», sagte der Sportdirektor von Borussia Dortmund. Mit dem 2:1-Sieg gegen den 1. FC Union Berlin stoppte der Tabellenzweite den Negativtrend nach sportlichen Horror-Tagen und will nun aus der gewohnten Jäger-Rolle die Bayern an der Tabellenspitze angreifen. Kapitän Marco Reus soll dabei und wohl auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle spielen.
Nach Informationen der «Bild»-Zeitung ist die Verlängerung des Vertrags des 33-Jährigen bis 2024 reine Formsache. Die baldige Klärung der zuletzt immer wieder diskutierten Personalie würde eine wichtige Baustelle vor der entscheidenden Saisonphase schließen und für zusätzliche Ruhe Sorgen.
Als gebürtiger Dortmunder, der seit 2012 für den BVB spielt, ist Reus eine echte Identifikationsfigur und bei den Fans beliebt. Und: Bei aller Kritik nach den schwachen Spielen im Liga-Gipfel beim FC Bayern (2:4) und beim Aus im DFB-Pokal in Leipzig (0:2) ist Reus immer noch ein Leistungsträger beim Revierclub. Acht Pflichtspiel-Treffer und sieben Assists in dieser Saison untermauern das.
Dass Trainer Edin Terzic Reus beim Sieg gegen die Berliner erst einmal draußen lassen konnte, liegt an der nach vielen Verletzungen nun wieder vorhandenen großen Auswahl für den BVB-Coach in der Offensive. Die Variationsmöglichkeiten sollen im engen Titelrennen, in dem die Dortmunder zwei Punkte Rückstand auf die Bayern haben, noch ein Trumpf werden.
So sind Karim Adeyemi, Siegtorschütze Youssoufa Moukoko und Sébastien Haller wieder komplett fit und brennen auf Einsätze. Zudem kommt Donyell Malen immer besser in Form. Der Niederländer traf in den vergangenen drei Bundesliga-Partien und war im Union-Spiel nicht nur wegen seines Tores zum 1:0 einer der großen Aktivposten im Angriffsspiel des BVB.
Im Umgang mit schwierigen Personal-Entscheidungen bewies Terzic zuletzt ein gutes Gespür und Feingefühl. Als Moukoko aufgrund seiner Rolle als Ersatzspieler vor der Union-Partie schmollte, nahm Terzic den 18-Jährigen nochmal zur Seite und erklärte ihm dessen Wichtigkeit. «Der Trainer hat zu mir gesagt, wenn du reinkommst, dann entscheidest du das Ding», berichtete Moukoko. Fünf Minuten nach seiner Einwechslung traf der Nationalspieler zum 2:1.
Neben dem Ergebnis machte vor allem der wiederentdeckte Einsatzwille Mut. Die Mentalität der Dortmunder war nach den Spielen in München und bei RB Leipzig heftig kritisiert worden. «Wir mussten uns wieder reinbeißen, und das haben wir getan», sagte Kehl. Die BVB-Spieler rannten, grätschten und gewannen mehr Zweikämpfe als die Köpenicker. Der Auftritt des Revierclubs war ein deutliches Zeichen, dass die Borussen den Ernst der Lage im Titelrennen verstanden haben.
Im Endspurt setzen die Schwarz-Gelben auch auf die eigenen Fans. Vier von sieben Spielen bestreitet Dortmund zu Hause. Für die heimstärkste Mannschaft der Bundesliga soll das ein Trumpf sein. Von 13 Partien vor eigener Kulisse gewann der BVB elf. Dortmund tritt zudem gegen kein Team aus den aktuellen Top-Sechs der Tabelle mehr an. Die Bayern spielen noch gegen RB Leipzig und haben die Doppelbelastung aus Liga und Champions League. Favorisiert sind sie aber natürlich trotzdem.
Rund um die Partie gegen Union erinnerte der BVB allerdings daran, dass es sich lohnt, auch nach Rückschlägen wie zuletzt immer bis zum Schluss an den Erfolg zu glauben. Am Sonntag jährte sich zum zehnten Mal die magische Fußballnacht von Dortmund mit der Partie gegen den FC Málaga. Dank zweier Tore in der Nachspielzeit zog die Borussia damals ins Halbfinale der Champions League ein. Die Moral von damals kann für den Kampf um die Meisterschaft ein Beispiel sein.