In einer Besprechung zwischen Bund, Land und dem damals noch zuständigen Landesbetrieb Straßenbau NRW seien 2014 die zuvor getroffenen Entscheidungen zur Verstärkung der Brücke verworfen worden. Dabei seien «Gründe der Wirtschaftlichkeit und der Durchführbarkeit» angeführt worden. Stattdessen habe man beschlossen, die Brücke - etwa mit Tempolimit und Fahrspurverengung - zu entlasten, um sie bis zu einem späteren Ersatz weiter nutzen zu können.
Der Fehler von 2014 «ist auch während meiner Amtszeit als Verkehrsminister leider nicht geheilt worden», sagte Wüst. Das gelte auch für seine jeweils für die Autobahnen zuständigen Vorgänger und Nachfolger. Wüst war von 2017 bis Oktober 2021 NRW-Verkehrsminister. Der Regierungschef betonte aber, seit 2011 sei die Brücke alle drei Jahre - also auch 2014, 2017 und 2020 - geprüft worden und habe jedes Mal die Zustandsnote drei erhalten.
Einem Protokoll für den Verkehrsausschuss vom Dezember 2021 sei zu entnehmen, dass aufgrund dieser Prüfergebnisse der Neubau der Brücke nicht mit oberster Priorität behandelt worden sei, schilderte Wüst. Auch das sei aus heutiger Sicht ein Fehler gewesen. Allerdings: «Es ist für mich schwer vorstellbar, dass die Fachleute so vorgegangen wären, wenn sie auch nur geahnt hätten, dass die Brücke für den Verkehr gesperrt werden muss.»
Die Brücke war im Dezember 2021 wegen gravierender Schäden bei Lüdenscheid vollgesperrt worden. Seitdem ist mit der A45 eine wichtige Verkehrsader unterbrochen, der Umleitungsverkehr belastet eine ganze Region. Die Opposition will die Rolle Wüsts im Vorfeld der Sperrung der maroden Talbrücke genau durchleuchten.