Forschung zu autonomen Systemen beschäftige alle Verkehrsbereiche, sagte Rupert Henn, Geschäftsführer des DST und Initiator des Projekts. Im Rahmen des Projekts «AutoBin» hatten Wissenschaftler des DST und der Universität Duisburg-Essen seit Oktober 2019 daran geforscht, solche Technik auf die Binnenschifffahrt anzuwenden. Das Test-Güterschiff der Reederei HGK Shipping wurde dazu eigens ausgestattet: Radar, Kameras, Laserscanner und weitere Sensoren sollen nach Angaben des Projektleiters Jan Oberhagemann die Umgebung sowie die Betriebsdaten des Schiffes erfassen. Auf Basis der Daten werde ein kollisionsfreier Kurs berechnet, den das automatische Steuerungssystem dann umsetze.
Die «Niedersachsen 22» absolvierte bereits mehrere Testfahrten. Mittlerweile transportiert das Schiff auch wieder Güter. Eine Ladung Erz sollte noch am Montag auf den Weg nach Duisburg gebracht werden, wie Frank Goeldner von der HGK Shipping erzählte. Die autonome Steuerung funktioniere gut, bisher sei kein Eingreifen nötig gewesen. Ein Schiffsführer müsse zur Sicherheit aber nach wie vor an Bord sein. Langfristig soll die autonome Steuerung auch helfen, den Nachwuchsproblemen der Branche zu begegnen. «Wir suchen immer händeringend nach Personal», berichtete Goeldner.
Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) verspricht sich nach eigenen Worten von der Forschung nicht nur eine Antwort auf den Fachkräftemangel, sondern auch auf den Klimawandel. «Wir brauchen die Binnenschifffahrt nicht nur, um große Mengen zu transportieren, sondern auch um Klimaziele zu erreichen», sagte er in Waltrop.
Bis die autonome Steuerung in größerem Stil in der Binnenschifffahrt eingesetzt werden kann, werden voraussichtlich noch einige Jahre vergehen. «Schätzungsweise brauchen wir noch drei bis fünf Jahre, um den technischen Standard zu schaffen», sagte Goeldner. Entsprechende Genehmigungsverfahren könnten noch länger dauern.