Schon vor dem ersten Training machte Trainer Thomas Reis dem Team von Bundesliga-Absteiger FC Schalke 04 eines unmissverständlich klar. «Das habe ich den Spielern auch so gesagt: Wir wollen aufsteigen. Das muss das Ziel sein», sagte Reis am Montag nach dem Trainingsstart gut vier Wochen nach dem zweiten Bundesligaabstieg binnen zwei Jahren allen Herausforderungen zum Trotz.
Die Schuldenlast drückt den Revierclub nach wie vor enorm, noch ist kein neuer Hauptsponsor in Sicht und der Kader gleicht rund einen Monat vor dem Saisonstart einer Baustelle. Die bereits feststehenden Abgänge der Leistungsträger Moritz Jenz (VfL Wolfsburg), Alex Král (Union Berlin) und Tom Krauß (nach Leihende zurück zu RB Leipzig) schmerzen enorm. Zudem dürfte Marius Bülter, der am Montag wegen einer Lebensmittelvergiftung nur eine Laufeinheit absolvierte, bald zu 1899 Hoffenheim wechseln. Auch der Uruguayer Rodrigo Zalazar gilt als umworben.
«Ich bin sehr zufrieden», sagte Reis dennoch zum aktuellen Kader. Immerhin gelang es Sportdirektor André Hechelmann, in Paul Seguin (Union Berlin) und Ron Schallenberg (Paderborn) zwei wohl auch von Erstligisten umworbene Profis zu verpflichten. «Jetzt müssen wir schauen, dass wir noch den ein oder anderen dazu bekommen», sagte Reis selbst. Laut Hechelmann wird vor allem für die Innenverteidigung noch ein Jenz-Nachfolger gesucht. Auch ein neuer Linksverteidiger steht auf der Prioritätenliste weit oben.
Doch dürfte sich Reis noch gedulden müssen. «Wir schauen jetzt erst einmal, wie die Jungs loslegen», sagte Hechelmann nach dem Trainingsstart. Finanziell sind ohnehin keine großen Sprünge drin, die Schuldenlast liegt nach wie vor im dreistelligen Millionenbereich. Dass nach wie vor kein Hauptsponsor präsentiert werden konnte, sorgte gerade erst auf der Mitgliederversammlung für Unmut. Ohnehin ist Reis bei allem zur Schau gestellten Selbstbewusstsein klar, dass der Aufstieg «kein Selbstläufer» wird.
Der Schalke-Coach benannte nahezu jeden ambitionierten Club, der in der kommenden Saison offiziell oder heimlich auf die Aufstiegsränge schielt. Und davon gibt es diesmal etliche: Neben Mitabsteiger Hertha BSC und dem Hamburger SV sprach Reis noch Düsseldorf, Hannover, Nürnberg, Paderborn, Kaiserslautern und St. Pauli an. «Dazu wird es wieder Überraschungsteams geben», sagte Reis. Das ist mehr als die halbe Liga.
Doch Schalke zählt trotz des sportlichen Absturzes der letzten Jahre nach wie vor auf die Wucht des Vereins. Neuzugang Ron Schallenberg war nach seinem Wechsel schon von gut 2500 Zuschauer beim Trainingsstart beeindruckt. «So eine Kulisse hatte ich bei einem Trainingsauftakt bislang auch noch nicht», sagte der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler, der sogleich Kandidat für die Kapitänsbinde ist.
Gerade erst hatte Schalke einen Anstieg der Mitgliederzahlen auf rund 170 000 veröffentlicht. Mehr hat in Deutschland nur der FC Bayern (300 000) und der Revierrivale Borussia Dortmund (175 000). Auch angesichts dieser Zahlen sind die Ziele auf Schalke gerne mal größer als anderswo in einer ähnlichen Situation. Sportvorstand Peter Knäbel nannte als langfristiges Ziel unlängst die «Top Sechs der Bundesliga» und einen «Kaderwert von 200 Millionen Euro». Zumindest kurzfristig klingt der direkte Wiederaufstieg da schon fast bescheiden.