Bayer rechnet nach starkem Wachstum mit weniger Schwung

Zuletzt hat der Dax-Konzern kräftig zulegt. Doch für 2023 sind die Geschäftsaussichten eingetrübt. Zumal auch in diesem Jahr die Altlasten aus der Monsanto-Übernahme die Bilanz belasten werden.
Das Bayer-Kreuz am Werk in Wuppertal leuchtet in der Dämmerung. © Oliver Berg/dpa/Archivbild

Das Wachstum des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer dürfte sich im neuen Jahr verlangsamen. Der kräftige Rückenwind durch außergewöhnlich hohe Preise für das Pflanzenschutzmittel Glyphosat lässt weiter nach. Hinzu kommen höhere Kosten und Preisdruck bei einigen Medikamenten.

Für das laufende Jahr kalkuliert Bayer mit einem Umsatz - bereinigt um Effekte aus Wechselkursveränderungen und damit auf Basis der monatlichen Durchschnittskurse 2022 - von 51 Milliarden bis 52 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Dienstag mitteilte. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) soll auf dieser Basis 12,5 Milliarden bis 13 Milliarden Euro erreichen.

Im Jahr 2022 steigerte Bayer den Konzernumsatz um gut 15 Prozent auf 50,7 Milliarden Euro und das bereinigte operative Ergebnis um mehr als ein Fünftel auf 13,5 Milliarden Euro. Beide Werte liegen auf dem Niveau der Markterwartungen. Unter dem Strich stieg der Gewinn mit 4,15 Milliarden Euro auf das Vierfache.

Im Ausblick berücksichtigt sind mögliche Auszahlungen im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten in den USA von zwei bis drei Milliarden Euro. Darin enthalten sind etwa 1,3 Milliarden Euro für die Beilegung von Streitigkeiten um mutmaßliche Umweltverschmutzungen durch das schon seit Jahrzehnten verbotene Umweltgift PCB. Diese Rechtsstreitigkeiten hatte sich Bayer 2018 mit der 63 Milliarden Dollar schweren Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns Monsanto ebenso ins Haus geholt wie die Glyphosat-Probleme.

Gerade der US-Streit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter hat Bayer Milliarden gekostet, nachdem das Unternehmen im Sommer 2018 einen wegweisenden Fall vor Gericht verloren hatte. Die Klägerzahlen waren nach oben geschnellt.

Per 1. Februar haben die Leverkusener von rund 154.000 angemeldeten Ansprüchen circa 109.000 verglichen oder abgelehnt, wenn sie die Vergleichskriterien nicht erfüllen. Nachdem Bayer zuletzt eine Reihe von Gerichtsprozessen gewonnen hatte, geht der Konzern bei weiteren Vergleichen nur noch zögerlich vor.

Mit Blick auf das Agrargeschäft geht der Dax-Konzern von weiter hohen Saatgutpreisen sowie von ebenfalls weiter steigenden Preisen für agrochemische Produkte aus, während die Preise für den Unkrautvernichter Glyphosat sinken dürften. Die Glyphosat-Preise waren 2022 über weite Strecken ungewöhnlich hoch. Energie- und Frachtkosten, Corona-Einschränkungen in China sowie strengere Umweltauflagen in China für die Produktion von Rohstoffen für das Mittel waren die Treiber. Bereits ab dem dritten Quartal gab es aber eine Trendumkehr.

2023 dürften die glyphosatbasierten Erlöse laut einer Unternehmenspräsentation um 15 bis 20 Prozent sinken, was in der Mitte der Spanne rund 900 Millionen Euro sind. Das Wachstum des restlichen Portfolios der Sparte um rund 1,6 Milliarden Euro soll das mehr als ausgleichen.

Das Pharma-Geschäft dürfte 2023 kaum wachsen. Bereits 2022 standen die Erlöse mit dem Kassenschlager Xarelto unter Druck. Mit 4,5 Milliarden Euro war der Blutgerinnungshemmer aber weiter das mit Abstand umsatzstärkste Medikament, gefolgt vom Augenmedikament Eylea, dessen Erlöse um rund zehn Prozent auf 3,2 Milliarden Euro wuchsen. Schwung verspricht sich Bayer-Pharma-Chef Stefan Oelrich 2023 von noch jungen Medikamenten wie dem Prostatakrebsmittel Nubeqa sowie von Kerendia für Nierenpatienten mit Diabetes.

© dpa
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