In der Vergangenheit seien kleinere Betriebe von größeren übernommen worden. «Jetzt sehen wir, dass auch größere Betriebe keine Nachfolger finden», verdeutlichte er die Entwicklung der jüngsten Zeit. Die Zahl der Milchkuhhalter sinkt schon lange. Im vergangenen Jahr haben nach Angaben der Landesvereinigung 180 weitere Milchbetriebe in NRW trotz des Höchststandes bei den Erlösen aufgeben. Das ist ein Minus von 3,6 Prozent auf 4805 Betriebe.
Der Auszahlungspreis der Molkereien an die Landwirte hatten den Angaben zufolge im vergangenen Herbst mit etwa 60 Cent je Kilogramm Rohmilch einen historischen Höhepunkt erreicht. Mit durchschnittlich 51 Cent je Kilogramm konventionell erzeugter Milch hätten sie im ersten Quartal 2023 zwar noch 14,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums gelegen. Die sinkende Tendenz setze sich jedoch fort und bei vielen Molkereien lägen die Auszahlungspreise aktuell auch bereits unterhalb von 40 Cent je Kilogramm Rohmilch.
Dieses Erlösniveau ist nach Stöckers Schilderung für die meisten Milchbetriebe die «unterste Schmerzgrenze». Die Milchkuhhalter müssten nach dem guten Jahr 2022 jetzt «sehr eng rechnen, um noch rentabel wirtschaften zu können», sagte er mit Verweis auf starke Kostensteigerungen nicht nur bei Energie. Bei diesem Erlösniveau gebe es keinen Spielraum für große Investitionen. Gleichzeitig stiegen die Auflagen durch die Politik aber weiter.
Laut der Landesvereinigung haben die extrem hohen Preise für Milchprodukte im vergangenen Jahr zu einer geringeren Nachfrage im Inland und Ausland geführt. Zugleich steigerten die Milchbauern die Produktion. Sie lieferten im Zeitraum Januar bis April 2023 bei den Molkereien in NRW 2,2 Prozent mehr Rohmilch an. Bei den jüngsten Verhandlungen mit Molkereien hätten Handelskonzerne Preissenkungen durchsetzen können. So fielen die Verbraucherpreise für einen Liter Milch in der untersten Preislage in vielen Märkten auf 99 Cent.