Ministerin sieht neue Perspektiven für Galeria-Beschäftigte

Die Stimmung bei den Galeria-Beschäftigten ist düster. NRW-Kommunalministerin Scharrenbach spart nicht mit Kritik am Management. Im Hintergrund würden aber bereits viele Verhandlungen geführt, die neue Türen öffneten, verheißt die Politikerin.
Ina Scharrenbach (CDU), Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, spricht. © David Young/dpa

Nordrhein-Westfalens Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) sieht gute Job-Perspektiven für viele der derzeit von Kündigung betroffenen Mitarbeiter von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK). Bei dem «weitaus überwiegenden Anteil» der 15 von Schließung betroffenen Filialen des Warenhauskonzern in NRW werde es eine Handelsnachnutzung geben, sagte Scharrenbach am Donnerstag im Düsseldorfer Landtag. «Das zeichnet sich ab.»

Der potenzielle Nachmieter der Immobilien habe angekündigt, dass er das Personal eher aufstocken wolle, weil er mit einem anderen Handelskonzept in die Städte gehen wolle. Im Hintergrund liefen derzeit zahlreiche Verhandlungen. In einigen Fällen gebe es auch schon Anschluss-Mietverträge. «Die können aber erst kommuniziert werden, wenn klar ist, dass die Kündigung von Galeria Karstadt Kaufhof für die Filialen vorliegt.» Die fehlten teilweise noch.

GKK wolle das Insolvenzverfahren Ende April abschließen, sagte Scharrenbach. Dann sei «sehr zeitnah» damit zu rechnen, dass die Nachnutzung Standort für Standort erklärt werde.

Scharrenbach äußerte ebenso wie Abgeordnete aus den anderen Fraktionen deutliche Kritik am Management des Konzerns. Schon während der ersten Krise 2020/21 hätten die Mitarbeiter Zukunftskonzepte eingefordert und darauf hingewiesen, dass die Sortimente nicht passten, sagte die Ministerin. «Deswegen ist es umso bitterer, das bis heute dieses Zukunftskonzept nicht vorliegt.»

So dränge sich die Frage auf, was aus den Filialen werde, die offen bleiben sollten. «Galeria hat in der Zwischenzeit eben auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Bestandsfilialen gekündigt», sagte sie. Alle Arbeitsagenturen der betroffenen Standorte seien in Kontakt mit den Filialleitungen.

Der Grünen-Abgeordnete Jan Matzoll nahm die Digitalisierungsstrategie des Warenhaus-Riesen auf die Schippe. Das heiße bei Galeria weiterhin, «einen halbherzig gepflegten Onlineshop großflächig in den Märkten mit Sprüchen wie «24 Stunden einkaufen auf galeria.de» zu bewerben, ätzte er. «Also ganz ehrlich: Die 90er haben angerufen und wollen ihr Marketingkonzept zurück.»

Bundesweit bedeutet die geplante Schließung von insgesamt 47 Filialen für jeden vierten der zuletzt noch rund 16.000 Mitarbeiter den Verlust des Arbeitsplatzes. Die Gläubigerversammlung des Warenhauskonzerns hatte am Montag einem Rettungsplan für Galeria Karstadt Kaufhof zugestimmt. Damit bekommt die Kette zwar noch eine Chance; Tausende Mitarbeiter werden dennoch ihren Arbeitsplatz verlieren.

Die SPD-Opposition forderte die schwarz-gelbe Landesregierung auf, unverzüglich weitere Gespräche mit dem Konzern zu führen, um die Notwendigkeit der Schließungen zu überprüfen. Außerdem solle die Regierung das Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte in NRW verlängern und aufstocken und dabei besonders den Bedarf der betroffenen Kommunen in den Blick nehmen, betonte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Lisa-Kristin Kapteinat. Die Landesregierung stelle noch fünf Millionen Euro zur Unterstützung der betroffenen Innenstädte zur Verfügung - nach 1,7 Millionen nach der ersten Krise 2020/21, sagte der CDU-Abgeordnete Guido Déus.

Die FDP-Opposition forderte, dem Unternehmen keine weiteren Zuschüsse oder Kredithilfen mehr zu gewähren. Die Liberalen machen sich für einen «Innenstadt-Gipfel» stark mit Experten aus Stadtplanung, Quartiersmanagement und Einzelhandel. Zur Vermeidung von Leerständen in prominenten Innenstadtlagen sollten auch Zwischenlösungen erwogen werden, wie Kurzzeit-Ateliers, Co-Working-Spaces (flexibel buchbare Büroplätze für unterschiedliche Projekte oder Firmen) oder Showrooms für das Handwerk, erläuterte Freimuth.

Der AfD-Abgeordnete Christian Loose sieht nicht, dass sich Handwerker in einem Showroom in der 5. Etage eines Warenhaus-Gebäudes niederlassen würden. «Kennen Sie irgendeinen Handwerker, der nicht bis zum Jahresende die Auftragsbücher voll hat?», verspottete er die FDP-Idee. Die Attraktivität der Städte müsse stattdessen gestärkt werden durch Sauberkeit, Sicherheit und gute Erreichbarkeit. Dazu gehörten auch niedrigere Parkgebühren.

© dpa
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