Gegen den Bundestrend: Zahl der Firmenpleiten sinkt weiter

Die Zahl der Firmenpleiten ist in Nordrhein-Westfalen gegen den Bundestrend auch in diesem Jahr weiter gesunken. Insgesamt werden im bevölkerungsreichsten Bundesland 2022 voraussichtlich gut 3700 Unternehmen Insolvenz anmelden, 7,3 Prozent weniger als im Vorjahr, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Dienstag berichtete. Die Insolvenzquote - also die Zahl der Insolvenzen je 10.000 Unternehmen - sinkt damit in NRW von 65 auf 61.
Ein Kugelschreiber liegt auf einem Antrag zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. © Jonas Walzberg/dpa/Illustration

Die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen unterscheidet sich damit deutlich von der im Bundesgebiet insgesamt. Denn deutschlandweit stieg die Zahl der Firmenpleiten erstmals seit der Wirtschaftskrise 2009 wieder ab. Insgesamt 14.700 Unternehmen werden nach Schätzung von Creditreform bis zum Ende des laufenden Jahres den Gang zum Insolvenzgericht angetreten haben, etwa vier Prozent mehr als 2021.

Nach wie vor lag die Insolvenzquote in NRW aber deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 49 Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen. Insgesamt belegte das bevölkerungsreichste Bundesland im Länderranking Rang 13. Schlechter schnitten nur noch Berlin (86), Bremen (82) und Hamburg (62) ab. Spitzenreiter im Ranking war mit nur 35 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen Bayern.

Für den bundesweiten Abwärtstrend macht Creditreform gleich eine ganze Reihe von Gründen verantwortlich. «Die anhaltende Inflation, die steigenden Zinsen und Energiekosten sowie eine zunehmend verschärfte Wettbewerbssituation gehen bei vielen Unternehmen an die Substanz», sagte der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Patrik Ludwig Hantzsch.

Wie viele andere Experten rechnet auch Creditreform mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im nächsten Jahr: Der Anstieg von 2021 auf 2022 sei moderat, «dürfte aber erst der Auftakt für eine weitere Beschleunigung des Insolvenzgeschehens sein».

Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen sank in Nordrhein-Westfalen Creditreform zufolge 2022 sogar um 17,2 Prozent auf knapp 17.000. Allerdings hatte im vergangenen Jahr eine Gesetzesänderung, die eine Befreiung von der Restschuld schon nach drei statt nach sechs Jahren möglich machte, für einen ungewöhnlichen Ansturm von überschuldeten Personen bei den Amtsgerichten gesorgt. Etliche Betroffene hatten nach Einschätzung von Experten mit ihrem Insolvenzantrag bis zum Inkrafttreten der Neuregelung gewartet.

© dpa
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