Die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen unterscheidet sich damit deutlich von der im Bundesgebiet insgesamt. Denn deutschlandweit stieg die Zahl der Firmenpleiten erstmals seit der Wirtschaftskrise 2009 wieder ab. Insgesamt 14.700 Unternehmen werden nach Schätzung von Creditreform bis zum Ende des laufenden Jahres den Gang zum Insolvenzgericht angetreten haben, etwa vier Prozent mehr als 2021.
Nach wie vor lag die Insolvenzquote in NRW aber deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 49 Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen. Insgesamt belegte das bevölkerungsreichste Bundesland im Länderranking Rang 13. Schlechter schnitten nur noch Berlin (86), Bremen (82) und Hamburg (62) ab. Spitzenreiter im Ranking war mit nur 35 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen Bayern.
Für den bundesweiten Abwärtstrend macht Creditreform gleich eine ganze Reihe von Gründen verantwortlich. «Die anhaltende Inflation, die steigenden Zinsen und Energiekosten sowie eine zunehmend verschärfte Wettbewerbssituation gehen bei vielen Unternehmen an die Substanz», sagte der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Patrik Ludwig Hantzsch.
Wie viele andere Experten rechnet auch Creditreform mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im nächsten Jahr: Der Anstieg von 2021 auf 2022 sei moderat, «dürfte aber erst der Auftakt für eine weitere Beschleunigung des Insolvenzgeschehens sein».
Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen sank in Nordrhein-Westfalen Creditreform zufolge 2022 sogar um 17,2 Prozent auf knapp 17.000. Allerdings hatte im vergangenen Jahr eine Gesetzesänderung, die eine Befreiung von der Restschuld schon nach drei statt nach sechs Jahren möglich machte, für einen ungewöhnlichen Ansturm von überschuldeten Personen bei den Amtsgerichten gesorgt. Etliche Betroffene hatten nach Einschätzung von Experten mit ihrem Insolvenzantrag bis zum Inkrafttreten der Neuregelung gewartet.