Gratis parken zum Gebet: Das bietet die niederrheinische Wallfahrtsstadt Kevelaer ihren Besuchern, wenn sie die bekannte Marienbasilika aufsuchen. Eine «Gottesdiensttaste» an den beiden Parkautomaten neben der Kirche in der Innenstadt macht das seit einigen Tagen zwischen 9 und 13 Uhr möglich - bundesweit mit Sicherheit eine Seltenheit. Wer zum Gebet umsonst parken will, muss nur sein Kennzeichen eingeben und auf «Kirchenbesucher» drücken, wie die Kevelaerer «Mobilitätsmanagerin» Mara Ueltgesforth erläutert.
Hintergrund ist ein ab dem 1. Juni in Kraft getretenes neues Parkkonzept in der Kleinstadt mit Digitaltickets. Im Rahmen der Umstellung sollten auch die 107 Parkplätze neben der Kirche kostenpflichtig werden, sagt die Stadt-Managerin. Da die Kirchengemeinde aber Miteigentümerin des Platzes ist, habe sie auf eine kostenfreie Regelung während der Gottesdienstzeiten gedrängt. Die «Gottesdiensttaste» stelle nun den Kompromiss dar.
Missbrauch sei dabei natürlich nicht völlig ausgeschlossen, wenn etwa Besucherinnen und Besucher nur einen Kaffee in der Innenstadt trinken wollten und trotzdem die Taste drückten, sagt der Kevelaerer Bürgermeister Dominik Pichler (SPD). «Aber wir schicken hier keine Gebetskontrolleure los.» Dennoch werde die Stadt natürlich beobachten, wie stark die Resonanz ist.
Kevelaer ist eine der meistfrequentierten Wallfahrtstädte Deutschlands mit mehreren hunderttausend Gästen pro Jahr. Die mit rund 4000 Mitgliedern relativ kleine Marien-Gemeinde bietet täglich Gottesdienste an, am Sonntagvormittag drei. Die Messen seien meist recht gut besucht, sagt der Generalsekretär der Wallfahrtsleitung Kevelaer, Rainer Killich.
Wallfahrer beten in Kevelaer in der Gnadenkapelle vor der Basilika das winzige Marienbild «Trösterin der Betrübten» an und bitten um Beistand. Jährlich kommen allein rund 800 organisierte Pilgergruppen. Das Parken in der unmittelbaren Innenstadt kostet in Kevelaer zwei Euro pro Stunde, ab der dritten Stunde drei Euro. Rund 500 Meter entfernt zahlen Besucherinnen und Besucher in der preiswerteren «Tarifzone 2» aber nur drei Euro für den ganzen Tag.