Rosenmontagszüge rollen wieder: Ätzende Kritik an Putin

Zwei Jahre mussten die Narren wegen Corona auf ihren höchsten Feiertag verzichten, aber nun sind die Rosenmontagszüge zurück - und mit ihnen ätzende Kritik insbesondere an Russlands Präsident Wladimir Putin.
Ein Mottowagen zeigt den russischen Präsidenten Putin der in einer Badewanne ein "Blutbad" nimmt. © Federico Gambarini/dpa

Erstmals seit drei Jahren sind zum Höhepunkt des Straßenkarnevals wieder die Rosenmontagszüge durch die Straßen gerollt. 2021 und 2022 waren die Züge wegen Corona ausgefallen, doch jetzt fand der höchste Feiertag der Narren wieder wie gewohnt statt. Ätzende Kritik übten die Karnevalisten an Wladimir Putin. Im Kölner Rosenmontagszug küsste er den Teufel und drehte als Vampir die Welt durch den Fleischwolf. In Düsseldorf nahm der russische Präsident in einer Wanne in den ukrainischen Farben Blau und Gelb ein Blutbad.

Ein zaudernder Bundeskanzler Olaf Scholz wurde im Düsseldorfer Zug von einem Ziegenbock auf die Hörner genommen und nach vorn gestoßen - beschriftet war das Tier mit «Strack-Zimmermann», dem Namen der energischen Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses. Auch der Mainzer Rosenmontagszug nahm mehrfach auf den Ukraine-Krieg Bezug. So blies Putin einen kalten Ostwind in Richtung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die sich mit einem Schirm zu schützen versuchte. Auf einem anderen Wagen stellte sich eine Sonnenblume einem Panzer entgegen: «F*** you, Putin!».

Der Düsseldorfer Bildhauer und Designer Jacques Tilly, dessen Wagen oft internationale Beachtung finden, hielt fast alle seine Entwürfe auch diesmal wieder bis zur Ausfahrt am Montagmorgen geheim. Einer zeigte Wirtschaftsminister Robert Habeck beim Krötenessen: Ob Atomkraft oder Aufrüstung, er muss eine nach der anderen schlucken. Ein anderer Wagen zeigte eine triumphierende, Union-Jack-Flaggen-schwenkende «Miss Brexit '23», die aber bis auf die Knochen abgemagert ist - eine Anspielung auf die wirtschaftlichen Einbußen Großbritanniens nach dem EU-Austritt. Auch die katholische Kirche - ein erklärtes Lieblingsthema von Tilly - war wieder vertreten: Der Missbrauchsskandal in Gestalt eines Teufels will den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki mit sich wegziehen, doch der klammert sich mit aller Kraft am Kölner Dom fest, wodurch er das Kirchengebäude zum Einsturz bringt.

Den Mittelpunkt des Wagens «Free Iran» bildete der Kopf einer jungen Frau, in deren wehendem Haar sich ein «Mullarsch» verfängt. «Was diese Frauen für ihre Freiheit auf sich nehmen, das ist der Wahnsinn», sagte Tilly der Deutschen Presse-Agentur am Montag. «Ich habe wirklich höchsten Respekt vor ihrem Mut.»

Der Kölner Rosenmontagszug, der dieses Jahr sein 200-jähriges Bestehen feierte, startete erstmals im rechtsrheinischen Deutz und fuhr dann über den Rhein in die linksrheinische Innenstadt. Für Johannes B. Kerner ging ein «kleiner Lebenstraum» in Erfüllung, weil er in Köln zum allerersten Mal auf einem der Wagen mitfahren durfte. Der 58 Jahre alte Fernsehmoderator wurde in Bonn geboren und ist mit dem Karneval aufgewachsen. Er werde mit Kamelle nicht knausern, versprach er vor Beginn: «Ich kenne es als Kind ja sozusagen noch. Und da fand ich immer, dass die viel zu wenig geschmissen haben.»

© dpa
Das könnte Dich auch interessieren
Empfehlungen der Redaktion
People news
Monaco feiert den 100. Geburtstag von Fürst Rainier III.
1. bundesliga
BVB-Youngster Bellingham: «Kann es immer noch nicht glauben»
Musik news
Anna Loos liebt Familienfeste - und plant eine große Party
Musik news
Sophie Ellis-Bextor: Karriere nur dank des Songs «Groovejet»
Internet news & surftipps
Anwalt: ChatGPT erfand für Antrag ein halbes Dutzend Urteile
Internet news & surftipps
Die Bundesbürger verschicken viel weniger SMS als früher
Handy ratgeber & tests
Pixel 7 Pro vs. Galaxy S23 Ultra: Google und Samsung im Flaggschiff-Vergleich
Job & geld
So werden Sie Schritt für Schritt zur Netzwerkerin