Bottroper Apothekerskandal: Laumann verspricht Prüfung

Betroffene des Bottroper Apothekerskandals haben vor dem NRW-Gesundheitsministerium für die versprochenen Entschädigungen demonstriert. Sie warfen NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) Wortbruch vor, weil viele Opfer absehbar keine Entschädigung erhalten würden. Laumann zeigte sich nach einer Diskussion mit den Demonstranten nachdenklich: Man werde die Kriterien für die Entschädigungszahlungen noch einmal überdenken - er bitte um etwas Bedenkzeit: «Geben sie uns mal vier Wochen.»
Karl-Josef Laumann (CDU), Minister für Gesundheit in NRW, spricht. © Thomas Banneyer/dpa

Der Landtag hatte zehn Millionen Euro für die Opfer des Bottroper Apothekers bereitgestellt. Der Pharmazeut hatte in Krebsmedikamenten die teuren Wirkstoffe unterdosiert und damit enorme Profite erzielt.

Das Ministerium hatte die Zahlungen auf die rund 2000 im Urteil genannten Geschädigten begrenzt. Dies hatte die Demonstranten empört. Die Zahl der Geschädigten sei vom Essener Landgericht aus rein prozessökonomischen Gründen beschränkt worden, um zu einem Urteil zu kommen, sagte etwa Isabel Egidy. Sie tauge nicht für eine gerechte Entschädigung.

«Wir brauchen bei der Auszahlung staatlicher Leistungen aber eine Rechtsgrundlage. Wir orientieren uns an dem Urteil, weil wir nichts anderes haben», entgegnete Laumann.

Rechtsanwalt Manuel Reiger, der mehrere Opfer vertritt, sagte, das strafrechtliche Urteil passe nicht zum Entschädigungsrecht. Eine bessere Grundlage wären alle in der Anklage aufgeführten rund 3700 Geschädigten. Diese hätten nachweislich unterdosierte Krebsmedikamente erhalten.

Die Demonstranten hatten vor dem Ministerium eine rund zehn Meter lange Liste mit Namen von rund 3500 Menschen entrollt, die Opfer des Bottroper Apothekers geworden sein sollen. Der hatte seine Villa mit einst zweistelligem Millionenwert mit einigen kostspieligen Extras ausgestattet - wie eine Wasserrutsche vom ersten Stock in den hauseigenen Swimming Pool. Der Apotheker war vom Landgericht Essen wegen Betrugs und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz zu zwölf Jahren Haft und einem lebenslangen Berufsverbot verurteilt worden. Das Urteil war vom Bundesgerichtshof bestätigt worden. Unlängst war er gegen den Entzug seiner Approbation vor Gericht gezogen - und in erster Instanz gescheitert.

© dpa
Das könnte Dich auch interessieren
Empfehlungen der Redaktion
Fußball news
Testspiel: Lektion für Flick: Belgien ein zu großes Kaliber für DFB-Elf
People news
Leute: Schauspieler Robert Gallinowski mit 53 Jahren gestorben
People news
Royals: Charles und Camilla mit Vorfreude in Deutschland erwartet
Job & geld
Prozess: Schufa löscht alte Schulden ab sofort nach sechs Monaten
Games news
Featured: Chef Life: A Restaurant Simulator – Tipps-Guide zu Cheats, Mods & Co.
Internet news & surftipps
Handel: Online-Riese Alibaba plant Aufspaltung in sechs Bereiche
Internet news & surftipps
Einzelhandel: Amazon 2.0? - Wie die Lidl-Mutter zum IT-Unternehmen wird
Auto news
Vorsicht: Knöllchen im Ausland: So teuer ist Fehlverhalten am Steuer