Angesichts gleich mehrerer tödlicher Badeunfälle in Nordrhein-Westfalen haben Lebensretter erneut vor den Gefahren gewarnt, die vor allem in natürlichen Gewässern lauern. «Mit deutlichem Abstand ereignen sich die meisten tödlichen Unfälle in nicht bewachten Gewässern, vor allem in Seen und Flüssen», teilte ein Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Montag mit. Man rate, zu bewachten Badestellen zu gehen. Zumindest solle man nicht allein unterwegs sein und in Sichtweite zu anderen Menschen bleiben.
Am Wochenende waren in NRW mehrere Menschen bei Badeunfällen ums Leben gekommen. Im Kreis Kleve starben ein 86-Jähriger in einem Baggersee und eine 73-Jährige in einem Naturfreibad. In Düsseldorf wurden drei junge Männer im Rhein von einem Sog erfasst und mitgerissen. Ein 22-Jähriger trieb ab und konnte zunächst nicht gefunden werden, die anderen beiden konnten sich retten. In Münster starb am Sonntag ein 32-Jähriger beim Versuch, den Dortmund-Ems-Kanal zu durchschwimmen.
In warmen Phasen und gerade an den sommerlichen Wochenenden komme es leider immer wieder zu tödlichen Unfällen im Wasser, teilte der DLRG-Sprecher mit. Das sei in jedem Jahr die Realität. Allein im Juni 2022 seien deutschlandweit 67 Menschen ertrunken, im Jahr zuvor sogar 76. Wie sich die Zahl der Badetoten in diesem Jahr im Vergleich zu den Vorjahren entwickelt hat, kann man demnach noch nicht sagen. Es werde zwar eine Statistik erstellt, aber nicht tagesaktuell. Im vergangenen Jahr waren in Deutschland mindestens 355 Menschen ertrunken. In NRW waren es 56, mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2021 (24).
Für mehr Sicherheit könnten noch mehr Lebensretter sorgen: «Um noch mehr sicheres Baden zu ermöglichen, wünscht sich die DLRG, dass sich noch mehr Menschen als Rettungsschwimmer ausbilden lassen und sich dann an den Gewässern engagieren», teilte der DLRG-Sprecher mit. An Stellen, wo Menschen häufig baden gehen, könnten außerdem etwa Warnschilder helfen. «In der Praxis zeigt sich jedoch allzu oft, dass jegliche Warnungen ignoriert oder gar nicht wahrgenommen werden», schränkte der DLRG-Sprecher ein. So erlebten Rettungsschwimmer immer wieder, dass Badegäste Warnungen oder mündliche Empfehlungen missachteten.
Flüsse und Seen werden von manchen noch immer unterschätzt. Flüsse wie der Rhein seien wegen ihrer Strömung gefährlich - auch für geübte Schwimmer. Dazu kommen Gefahren durch die Schifffahrt sowie Brücken und Wehre. Ein Risiko: Vorbeifahrende Schiffe verdrängen Wasser in Richtung Ufer. Wenn dieses wieder zurückläuft, kann es zum Beispiel im Wasser spielende Kinder von den Füßen reißen und mitziehen.
In Seen können Wasserschichten mit unterschiedlicher Temperatur zur Gefahr werden. Die Temperatursprünge vom wärmeren Wasser oben zum kalten unten können laut DLRG mehrere Grad betragen. Gerade bei älteren Menschen oder bei Menschen mit Herz- oder Kreislaufproblemen kann das schnell gefährlich werden und etwa zu einem Herzinfarkt führen. Dazu kommen Verletzungsrisiken durch steil abfallende Ufer oder Gegenstände unter der Wasseroberfläche. In stehenden und langsam fließenden Gewässern wüchsen außerdem oft Wasserpflanzen bis knapp an die Wasseroberfläche, hieß es. Wer von den Gewächsen gestreift wird oder Arme und Beine umschlungen spürt, kann demnach leicht in Panik verfallen.
Die Lebensretter rieten, sich vorher über die Gewässer und Gefahrenquellen zu informieren. Auch einfache Verhaltensweisen wie «kühle dich ab, bevor du ins Wasser gehst» und andere Baderegeln könnten Unfälle vermeiden.