Die Staatsanwaltschaft Köln hat bei ihren Ermittlungen gegen Kardinal Rainer Maria Woelki mehrere Räumlichkeiten unter anderem im Erzbistum durchsuchen lassen. Die Aktion laufe seit 8.00 Uhr an sechs Orten, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Ziel der Durchsuchungen war unter anderem die Sicherstellung von Dokumenten, die im Zusammenhang mit Äußerungen Woelkis stehen, in denen er laut Vorwürfen nicht die Wahrheit gesagt haben soll. Das teilten Staatsanwaltschaft und Polizei Köln mit. Zuvor hatte der WDR darüber berichtet.
Laut den Ermittlern wurden Räumlichkeiten des Generalvikariats, des Offizialats und des Erzbischöflichen Hauses in Köln durchsucht. Außerdem gab es in Hessen in Kassel und Lohfelden Durchsuchungen von Geschäftsräumen eines EDV-Dienstleisters, der den E-Mail-Verkehr im Erzbistum Köln verwalte. Die Durchsuchungen verliefen demnach ohne Zwischenfälle und trafen an den jeweiligen Durchsuchungsorten weitgehend auf Kooperation.
Gegen Woelki laufen strafrechtliche Ermittlungen wegen des Verdachts des Meineides und der falschen Versicherung an Eides Statt. Woelki hatte Vorwürfe zurückgewiesen. Es geht dabei zum einen um die Frage, wann Woelki von Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren Sternsinger-Chef Winfried Pilz gewusst hatte. In einer Strafanzeige einer Privatperson wird ihm außerdem vorgeworfen, in einer beeideten Aussage vor dem Kölner Landgericht im März unrichtige Aussagen gemacht zu haben. In diesem Verfahren ging es um die Beförderung eines Priesters zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten, gegen den es Missbrauchsvorwürfe gab. es um die Beförderung eines Priesters zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten.
Das Erzbistum Köln bestätigte die Durchsuchung von Geschäftsräumen durch die Staatsanwaltschaft. «Erfahrungsgemäß wird es geraume Zeit in Anspruch nehmen, bis das Ergebnis vorliegt. Bis dahin bitten wir die Öffentlichkeit, eine ergebnisoffene Untersuchung nicht zum Anlass zu nehmen, Vorverurteilungen auszusprechen», erklärte das Erzbistum.
Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass es bei der Durchsuchung darum gehe, einem Anfangsverdacht nachzugehen. Sie teilte außerdem mit, dass die Unschuldsvermutung gelte. Dem Beschuldigten werde in keiner Weise die aktive oder auch nur passive Vertuschung von oder gar Beteiligung an Missbrauchstaten zur Last gelegt wird.
Mit den Durchsuchungen wollten die Ermittler nach eigenen Angaben schriftliche Unterlagen und die innerbistümliche Kommunikation zu den Vorgängen sicherstellen. Die Aus- und Bewertung werde geraume Zeit der sichergestellten Beweismittel in Anspruch nehmen. Rund 30 Polizistinnen und Polizisten sowie vier Staatsanwältinnen und Staatsanwälte seien an den Maßnahmen beteiligt, hieß es weiter.
SPD-Landtagsfraktionschef Jochen Ott forderte, Woelki endlich abzulösen. «Das ist ein weiterer Akt in dieser traurigen Geschichte», sagte der Oppositionsführer am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Der Vatikan und Woelki selbst müssten «den vielen katholischen Christen wirklich eine Erlösung bereiten» und endlich den Weg für einen Neuanfang freimachen, forderte der Kölner Landtagsabgeordnete. Papst Franziskus müsse sich im Klaren sein, was für einen Erdrutsch diese Vertrauenskrise in vielen Gemeinden gerade auslöse. Der Kölner FDP-Bundestagsabgeordnete Reinhard Houben sagte dem «Kölner Stadt-Anzeiger»: «Kardinal Woelki muss sich vor dem Hintergrund der heutigen Razzia die Frage stellen, ob er sich nicht endlich zurückziehen sollte.»