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Düsseldorf: Prozess um «Mord im Maisfeld» gestartet

Jahrzehnte nach dem Mord in einem Maisfeld in Meerbusch bei Düsseldorf führt eine DNA-Spur, unter dem Fingernagel des Opfers sichergestellt, zu einem bereits verurteilten Kindsmörder. Doch der lässt über seinen Anwalt nun beide Morde bestreiten.
Prozess in einem Cold-Case
In einem Maisfeld wurde vor 31 Jahren die Leiche einer 50-jährigen Frau gefunden. © Federico Gambarini/dpa

Gut 30 Jahre nach einem Mord in einem Maisfeld in Meerbusch bei Düsseldorf zeichnet sich ein komplizierter Indizienprozess ab. Auf der Anklagebank muss sich seit Dienstag ein verurteilter Kindsmörder verantworten. Der 63-Jährige verbüßt eine lebenslange Haftstrafe, weil er laut rechtskräftigem Gerichtsurteil 1995 in Bad Liebenzell in Baden-Württemberg eine zwölf Jahre alte Schülerin erstochen hat.

Sein Verteidiger machte am Dienstag klar, dass der Automechaniker, obwohl er offiziell schweigt, nicht nur den Mord an einer 50 Jahre alten Reiseführerin im Maisfeld bestreitet, sondern auch den an der Schülerin, für den er bereits seit 28 Jahren hinter Gittern sitzt.

Verteidiger Maximilian Klefenz betonte, die DNA-Spur, die an der Leiche im Maisfeld entdeckt worden sei, sei lediglich eine sogenannte Mischspur. Es sei zu klären, ob diese nicht zufällig etwa durch eine Kontamination in das Verfahren geraten sei.

Die 50-jährige Sigrid C. war 1992 gewürgt und mit 13 Messerstichen umgebracht worden, davon drei ins Herz, berichtete eine Rechtsmedizinern. Laut Anklage hatte der Täter der Frau zudem einen langen Halsschnitt beigebracht. Hose und Unterhose des Opfers hatte er heruntergezogen.

Für diesen Mord und einen weiteren ein Jahr später in Neuss, der zahlreiche Parallelen aufweise, sei lange Zeit ein anderer Mann unter Verdacht gewesen, sagte der Strafverteidiger. Der habe zudem in Südfrankreich ein achtjähriges Kind getötet.

Beim zweiten Mord in Neuss habe sein Mandant aber bereits in Süddeutschland gelebt und dort Vollzeit gearbeitet. Beim ersten Mord könnte er mit seiner damaligen Frau im Urlaub am Bodensee gewesen sein.

Als Zeugin sagte am Dienstag die zweite Ehefrau des Angeklagten aus. Sie hätten sich 2004 über Briefkontakt kennengelernt und 2007 geheiratet. Eine solche Tat traue sie ihrem Mann nicht zu, sagte sie.

Zu den Fotos, die ihren Mann aus dem offenen zurück in den geschlossenen Vollzug gebracht hätten, könne sie nichts sagen. Er soll heimlich Po und Intimbereich von Frauen fotografiert haben. Als die Fotos auf seinem Handy entdeckt wurden, wurden die Lockerungen aufgehoben.

Am 21. August 1992 hatte ein Spaziergänger mit seinen zwei Hunden morgens am Rhein in Meerbusch bei Düsseldorf die Leiche entdeckt, nachdem einer seiner Hunde an einem Maisfeld zu bellen begann. Die Frau wurde gedrosselt, gewürgt und schließlich erstochen. Vergewaltigt wurde sie den Spuren zufolge nicht.

Als sich ein reaktivierter Mord-Ermittler den «Cold Case» im vergangenen Jahr noch einmal vornahm, sah er einen neuen Ansatzpunkt: Die unter den Fingernägeln der Toten gesicherten Spuren konnten inzwischen mit moderner Technik auf DNA analysiert werden.

Tatsächlich kam dabei ein DNA-Profil zum Vorschein und der Abgleich mit der DNA-Datenbank ergab einen Volltreffer: Die DNA gehört Manfred C., dem verurteilten Kindsmörder. Er war von Düsseldorf nach Süddeutschland gezogen und drei Jahre nach dem Mord in Meerbusch wegen des Mordes an der zwölf Jahre alten Schülerin in Bad Liebenzell in Baden-Württemberg verhaftet worden.

In seinem ersten Prozess wurde der gebürtige Düsseldorfer vom Landgericht Tübingen nur wegen Totschlags verurteilt, doch der Bundesgerichtshof hob den Schuldspruch auf. Bei der angeordneten Neuauflage des Prozesses bekam Manfred C. die Höchststrafe: lebenslange Haft wegen Mordes mit besonderer Schwere der Schuld.

Der Automechaniker blicke auf eine trübe Kindheit in Düsseldorf zurück, berichteten die Ermittler. Seinen leiblichen Vater lernte er nie kennen, seine Mutter ist Alkoholikerin. Dieses Suchtverhalten legte auch er bald an den Tag. Für den Prozess sind bis Ende November zunächst 15 Verhandlungstage angesetzt.

© dpa
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