Anklage gegen Ex-Regierungsberater wegen Hochstapelei

Er beriet die Landesregierung in Islamfragen - bis Zweifel an seiner Qualifikation aufkamen. Nach zwei Jahren sind sich die Ermittler sicher: Die akademische Laufbahn des Beraters basiere auf Urkundenfälschung und Schwindel.
Justitia
Eine Figur der blinden Justitia. © Sonja Wurtscheid/dpa/Symbolbild

Die Staatsanwaltschaft Duisburg hat Anklage gegen einen ehemaligen Berater der NRW-Landesregierung in Islamfragen erhoben. Dem Mann werden im Zeitraum von November 2000 bis Dezember 2021 insgesamt 29 Straftaten vorgeworfen, sagten Sprecherinnen der Staatsanwaltschaft und des Duisburger Amtsgerichts am Montag.

Die Anklage lautet auf gewerbsmäßigen Betrug, Urkundenfälschung und Titelmissbrauch. Zuvor hatten die «Welt» und die «Westdeutsche Allgemeine Zeitung» berichtet.

Das Amtsgericht muss über die Zulassung der Anklage zur Hauptverhandlung entscheiden. Für den Angeschuldigten gelte bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens die Unschuldsvermutung, teilte das Gericht mit.

Der Verteidiger des Angeschuldigten, Rechtsanwalt Andreas Kerkhof aus Köln, wollte am Montag auf dpa-Anfrage keine Erklärung zu den Vorwürfen abgeben.

Die Ermittlungen waren vor zwei Jahren bekannt geworden, als der Werkvertrag der NRW-Landesregierung mit dem Islamberater wegen Zweifeln an dessen akademischer Laufbahn nach mehr als zehn Jahren aufgelöst worden war.

Nachdem Zweifel an der Echtheit der Doktorarbeit des Mannes aufgekommen waren, wurde auch seine Abordnung an die Universität Duisburg/Essen mit dem Ziel der Habilitation damals vorzeitig beendet.

Der Duisburger soll sich im Jahr 2000 unter Vorlage eines gefälschten Zeugnisses beim Schulamt der Stadt Duisburg als Lehrkraft beworben und so seine Einstellung erreicht haben.

Danach soll er sich im Jahr 2009 bei der Bezirksregierung Düsseldorf als Studienrat beworben haben. Im Zuge des Bewerbungsprozesses habe er gefälschte Zeugnisse über das Bestehen der Ersten Staatsprüfung sowie der Zweiten Staatsprüfung vorgelegt und so seine Übernahme ins Beamtenverhältnis erreicht, heißt es in der Anklage.

Im Jahr 2017 soll er sich bei der Universität Duisburg-Essen auf eine Stelle als Lehrkraft beworben haben. Hierbei soll er ein gefälschtes Zeugnis über das Bestehen der Zweiten Staatsprüfung sowie eine gefälschte Dissertationsbescheinigung vorgelegt haben.

Beim Orient-Institut Istanbul soll er sich im Jahr 2019 unter Vorlage gefälschter Zeugnisse über seine Erste und Zweite Staatsprüfung sowie unter Benutzung des Titels «Dr.» auf eine ausgeschriebene Stelle beworben haben.

Im Jahr 2020 soll der Angeschuldigte sich bei der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen als Lehrbeauftragter beworben haben. Hierbei soll er eine gefälschte Dissertationsbescheinigung vorgelegt und Lebensläufe unter Verwendung der Titel «Dr.» und «Prof.» verwendet haben.

© dpa
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