Nach einem Rückgang der Todeszahlen im Straßenverkehr in den Hochphasen der Corona-Pandemie sind im vergangenen Jahr in Niedersachsen wieder mehr Menschen ums Leben gekommen. 2022 starben mit 370 Menschen 18 mehr als noch 2021, wie aus der am Montag vom Innenministerium vorgelegten Verkehrsunfallstatistik hervorgeht.
Damit weist die Zahl der Verkehrstoten wie bereits 2020 den zweitniedrigsten Stand seit Beginn der Statistik vor mehr als 60 Jahren aus. 2015 kamen beispielsweise noch 457 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben.
Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sagte: «Der Straßenverkehr war im vergangenen Jahr im Gegensatz zu den Jahren 2020 und 2021 durch die Corona-Pandemie nur noch wenig beeinflusst. So gab es wieder mehr Verkehr und auch entsprechend mehr Unfälle.» Trotz Steigerungen bei den Verletzten und tödlich Verunglückten liege deren Zahl immer noch unter den Ergebnissen von 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie.
In mehreren Bevölkerungsgruppen deutlich mehr Todesopfer
2022 starben 13 Kinder im Alter bis 14 Jahren bei Verkehrsunfällen und somit 8 mehr als 2021. In den Jahren 2014 und 2015 kamen demnach ebenfalls jeweils 13 Kinder ums Leben.
Auch in der Gruppe der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren stieg die Zahl der Todesopfer im selben Zeitraum deutlich an - von 42 auf 64. In früheren Jahren war diese Zahl noch höher - 2019 waren es etwa 82 Todesopfer in dieser Altersgruppe.
Insgesamt mehr Unfälle im Bundesland
Wie die Zahl der Verkehrstoten ist auch die Zahl der Schwerverletzten gestiegen. 2022 gab es demnach 5608 Schwerverletzte - etwa 400 mehr als noch ein Jahr zuvor. Darüber hinaus stieg die Zahl der Leichtverletzten von 30.141 in 2021 auf 34.160 im vergangenen Jahr.
Insgesamt kam es laut Ministerium im vergangenen Jahr zu knapp 200 000 Verkehrsunfällen im Bundesland - somit mehr als 500 pro Tag. 2021 wurden noch knapp 8000 Unfälle weniger erfasst. Im vergangenen Jahr kam es bei knapp 31.300 Unfällen zu Personenschaden.
Senioren statistisch überrepräsentiert
115 Menschen ab 65 Jahren starben im vergangenen Jahr im Straßenverkehr - 4 mehr als noch 2021. Laut Ministerium ist der Anteil an den Verkehrstoten mit rund 31 Prozent deutlich höher als der Bevölkerungsanteil von etwas mehr als 22 Prozent.
Mehr Radfahrer und Fußgänger bei Unfällen gestorben
Die Zahl der tödlich verletzten Radfahrer stieg im vergangenen Jahr deutlich - 58 Menschen starben - 12 mehr als noch 2021. «Gerade bei Fahrrad und Pedelec-Unfällen gilt: Insbesondere die Gruppe der Menschen über 75 Jahre ist stark gefährdet und sollte im Straßenverkehr besonders vorsichtig und achtsam sein. Und natürlich sollten auch im Gegenzug andere Verkehrsteilnehmende den Älteren gegenüber mehr Rücksicht und Aufmerksamkeit widmen», betonte die Innenministerin.
40 Fußgänger starben bei Verkehrsunfällen, 2 mehr als noch ein Jahr zuvor. Auch diese Zahl war in früheren Jahren deutlich höher - 2017 waren es etwa 62 gestorbene Fußgänger.
Mehr Verletzte bei E-Scootern - weniger Todesopfer bei Motorrädern
Die Polizei hat im vergangenen Jahr 999 Unfälle unter Beteiligung von E-Scootern erfasst. Dabei verletzten sich 623 Menschen leicht (259 mehr als 2021) und 99 schwer (plus 35 zum Jahr zuvor). Eine 20 Jahre alte E-Scooter-Fahrerin starb im vergangenen Jahr, als ein Lkw-Fahrer sie in einem Kreisverkehr übersah.
Bei den Motorradfahrern ergab sich hingegen eine rückläufige Entwicklung. 2022 starben im Bundesland 58 Motorradfahrer, das sind 17 weniger als noch ein Jahr zuvor.
Was sind die Ursachen?
Laut Innenministerin sind erhöhte Geschwindigkeit oder Alkoholeinfluss oftmals Ursachen für Verkehrsunfälle. 2022 erfasste die Polizei mehr als 4300 Unfälle mit Alkohol oder Drogeneinfluss, rund 17 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Über die Hälfte der Unfälle unter Alkohol oder Drogeneinfluss geschehen am Wochenende.
Zahlen aus der Statistik
Laut Innenministerium nahm die Polizei im vergangenen Jahr alle 3 Minuten einen Verkehrsunfall auf, alle 13 Minuten verunglückte ein Mensch im Straßenverkehr, wurde somit getötet oder verletzt. Alle 36 Minuten kam ein Fahrradfahrer zu Schaden, alle 3 Stunden verunglückte ein Pedelecfahrer.