Der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner führte bei dem Briefing aus, dass das neuerlich vermehrt in Europa erfasste Virus zuletzt auch in Sperma nachgewiesen werden konnte. «Wir haben es letztendlich auch mit einer sexuell übertragbaren Erkrankung zu tun», sagte der Leiter der Spezialeinheit für hochansteckende lebensbedrohliche Infektionen an der Klinik Schwabing, wo derzeit noch der erste deutsche Affenpocken-Patient isoliert wird.
Der Mediziner Roman Wölfel, der das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München leitet, berichtete von einem Fall, in dem in der Samenflüssigkeit eine deutlich höhere Viruskonzentration nachgewiesen worden sei als im Blut. In den meisten Fällen sei das Affenpocken-Virus aber durch engen Körperkontakt übertragen worden, betonten die Experten. Das Robert Koch-Institut (RKI) geht ebenfalls von diesem Übertragungsweg aus.
Dass momentan vor allem Fälle bei Männern, die Sex mit Männern haben, bekannt sind, könnte nach Einschätzung von Experten unter anderem mit mehreren internationalen Events zusammenhängen, bei denen es zu Ansteckungen kam. Das RKI betont: «Das Risiko, sich mit Affenpocken zu infizieren, ist nicht auf sexuell aktive Menschen oder Männer, die Sex mit Männern haben, beschränkt.» Das Gesamtrisiko durch die Erkrankung wird von Gesundheitsbehörden für Personen mit mehreren Sexualpartnern als moderat und für die breitere Bevölkerung als gering eingeschätzt.