Mehrere Tausend Menschen haben am Sonntag gegen den Ausbau des Südschnellwegs und Baumrodungen im Bereich der Alten Leine in Hannover protestiert. Zu der Demonstration hatten die Initiativen «Leinemasch bleibt» und «Fridays For Future» gemeinsam mit anderen Bewegungen aufgerufen. Die Proteste, an denen laut Polizei 3800 Menschen teilnahmen, seien friedlich verlaufen. Die Veranstalter sprachen von 6000 Menschen auf der Straße.
Aktivisten besetzten am Rande der Demonstration laut Polizei zwei Bagger auf einer Baustelle, entrollten Transparente und zündeten Pyrotechnik. Bei einem späteren Versuch, durch eine Absperrung zu brechen, verletzten die Aktivisten demnach zwei Polizeibeamte.
«Lokal soll ein Naherholungsgebiet und Lebensraum weichen, global sterben Menschen an den Folgen unseres ausbeuterischen Wirtschaftssystems», sagte Rita Tesch von «Ende Gelände». «Die Welt brennt ab, während wir im Globalen Norden weiter dem Autowahn nachgehen, als wäre diese Krise ferne Zukunftsmusik, die nur die kommenden Generationen betreffen würde», kritisierte sie.
Im Süden Hannovers soll der Ausbau der wichtigen Schnellstraße helfen, den oftmals stark stockenden Verkehr zu entzerren. Geplant ist ein neuer Tunnel, der in den kommenden Jahren eine marode Brücke ersetzen soll. Anfang Dezember begannen die Bauarbeiten für das umstrittene Projekt unter anderem mit Baumrodungen im Überschwemmungsgebiet der Leine. Deshalb gab es immer wieder Streit zwischen Umweltschützern und Befürwortern des Projektes. Aktivisten besetzten unter anderem Bäume.
Die Hildesheimer Straße in Hannover war vor der Demonstration teilweise gesperrt worden. Der Verkehr wurde umgeleitet. Es gab laut Polizei aber keine größeren Verkehrsbehinderungen.
Die Diskussion um den Ausbau des Südschnellweges läuft schon länger. Zunächst hatte es einen Runden Tisch mit Vertretern von Land und Bund sowie Kritikern und Befürwortern des Projekts gegeben. Darin ging es unter anderem um Fragen zur Bauzeit, Verkehrssicherheit und zu möglichen Aufforstungsmaßnahmen.
Im Juni wurde beschlossen, dass der Ausbau so kommt wie im bestehenden Planfeststellungsbeschluss festgelegt. Besonders umstritten ist die Verbreiterung der Schnellstraße von 14,50 auf 25,60 Meter. Der Südschnellweg habe bisher keinen Seitenstreifen gehabt, erläuterte ein Sprecher von Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) am Sonntag. Der Minister habe immer wieder deutlich gemacht, dass heute so ein Projekt unter Umwelt- und Klimaaspekten anders geplant werde.
Die Kosten für das vom Bund finanzierte Projekt wurden zuletzt auf rund 580 Millionen Euro geschätzt, bis zu zehn Jahre soll die Bauzeit dauern. Bevor der Tunnel gebaut wird, werden zunächst Behelfsbrücken errichtet. Die Rodung von Bäumen wird nach Angaben des niedersächsischen Verkehrsministeriums schrittweise erfolgen. «Sobald gebaut wird, werden auch Rodungsarbeiten notwendig», sagte der Ministeriumssprecher.