Angesichts des unermesslichen Leids in der Ukraine könne man von einem «wirklichen Karfreitag unserer Kultur» sprechen, sagte Overbeck. «Die Ströme von Blut, die fließen, und das Leid so unsäglich vieler gemarterter Menschen schreien zum Himmel.» Die Bilder von der Front in der Ostukraine erinnerten an den Stellungskrieg im Ersten Weltkrieg, «also an eine Zeit, von der wir glaubten, dass sie wirklich überwunden sei», sagte Overbeck.
Hart ging der als Reformer bekannte Essener Bischof mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill ins Gericht: «Das unsägliche Verhalten des russischen Patriarchen und nicht weniger Verantwortungsträger in der russisch-orthodoxen Kirche, die diesen Krieg vorbehaltlos unterstützen (...), machen mich sprachlos.»
Die Christen in Deutschland stünden in der Pflicht, sich für die Freiheit des Menschen und die Rechtsstaatlichkeit, für Demokratie und soziale Marktwirtschaft einzusetzen, mahnte Overbeck. «Was die russischen Machthaber unterschätzt haben, ist die Macht der Freiheit, die auch die Ukrainer in ihrem Kampf immer wieder antreibt.» Gerade auch weil es nicht wenige Staaten gebe, in denen die Demokratie abgeschafft zu werden drohe, müssten die Kirchen für die Freiheit einstehen.
Am Karfreitag gedenken Christen in aller Welt der Hinrichtung von Jesus. Das Wort leitet sich vom althochdeutschen Wort «kara» für Klage, Trauer ab.