Der Tod des früheren Papstes Benedikt XVI. hat bei den katholischen wie den evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen Trauer und Anteilnahme ausgelöst. Im katholischen Dom St. Petrus in Osnabrück wurde ein Bild des Geistlichen und Theologen aufgestellt, der als Joseph Ratzinger in Bayern auf die Welt gekommen war. Der 95-Jährige starb am Samstagvormittag in einem Kloster im Vatikan in Rom, er hatte die katholische Weltkirche von 2005 bis 2013 geführt.
In ihren Silvestergottesdiensten wollten die katholischen Bischöfe in Niedersachsen an Benedikt erinnern und ihn in ihre Fürbitten einschließen. In Osnabrück soll in den kommenden Tagen ein Gedenkgottesdienst stattfinden.
Der Verstorbene habe Theologie und Spiritualität eng verbunden, sagte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Er erinnerte an dessen historische Ausnahmestellung: «Nach Jahrhunderten war er der erste Deutsche auf dem Papstthron.» Benedikt XVI. habe auch 2013 einen historischen Schritt getan, der ebenfalls zuletzt vor Jahrhunderten geschehen sei: «Er trat von seinem Amt als Papst zurück.»
Der katholische Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, würdigte Benedikt XVI. als «ein Vorbild im Glauben, einen großen Theologen und feinsinnigen Menschen». Er habe den Papst nach seinem Rücktritt in Rom kennenlernen dürfen, teilte Wilmer mit. «Mir hat sehr imponiert, dass er trotz seines hohen Alters stets hellwach und mit hohem Verstand die Fragen des Glaubens und die Herausforderungen der Kirche in unserer komplexen Welt analysiert und eingeordnet hat.» Das wissenschaftliche Werk des Verstorbenen sei mehr als beeindruckend.
«Seinen Tod bedaure ich sehr, weiß aber auch um die Hoffnung, aus der er gelebt hat», sagte der katholische Propst von Bremen, Bernd Stecker. «Durch ihn wird auch der Himmel um einen klugen Gesprächspartner reicher!»
Die Gläubigen der katholischen Kirche sind in Norddeutschland in der Minderheit, doch würdigende Worte für Benedikt kamen auch von den evangelischen Kirchen. Benedikt sei ein versierter Kenner Martin Luthers gewesen, der insbesondere die Frage des Reformators nach einem gnädigen Gott betont habe. Das sagte der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister. Deshalb sei der Verstorbene für evangelische Theologen kein einfacher, aber ein herausfordernder Gesprächspartner gewesen.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, unterstrich den Beitrag des Verstorbenen zum Dialog der Kirchen. Ratzinger habe mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die über die katholische Kirche hinaus wirken. «Als Kardinal und später als Papst Benedikt XVI. hat er in Ökumenefragen das Gemeinsame unterstrichen.»
Dabei sei er zutiefst überzeugt gewesen, «dass ein Dialog der Konfessionen nur auf der Grundlage eines klaren eigenen Profils möglich ist». Darin seien sich die evangelische Kirche und der Papst einig gewesen. «Dass er 2013 aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten ist, macht ihn zutiefst menschlich», sagte Kurschus einer Mitteilung der EKD in Hannover zufolge.
Der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit erinnerte an die Freude, die Ratzingers Wahl zum Papst 2005 über die Konfessionen hinweg in Deutschland ausgelöst habe. Benedikt habe sich dem Dialog mit den evangelischen Kirchen gestellt - zum Beispiel mit seinem Besuch im Augustinerkloster Erfurt 2011, in dem Luther als Mönch gelebt hatte.