Osnabrücker Bischof im Vatikan angezeigt

Das Vertrauen ist hin - der Betroffenenrat zur Aufarbeitung sexueller Missbrauchsfälle zeigt den Osnabrücker Bischof Bode im Vatikan an, weil dieser immer noch eher an die Täter als an die Opfer denke. Nun muss der Vatikan entscheiden, wie er darauf reagiert.
Bischof Franz-Josef Bode spricht bei einer Messe in Rom. © Johannes Neudecker/dpa/Archivbild

Im Zusammenhang mit der Aufarbeitung sexueller Missbrauchsfälle im katholischen Bistum Osnabrück wird sich der Vatikan mit dem Verhalten von Bischof Franz-Josef Bode beschäftigen müssen. Der Betroffenenrat hat über das zuständige Erzbistum Hamburg eine kirchenrechtliche Anzeige gegen Bode auf den Weg gebracht, teilte der gemeinsame Betroffenenrat des Erzbistums Hamburg und der Bistümer Hildesheim und Osnabrück am Montag mit. Bodes Haltung sei nach wie vor mehr täter- als opferorientiert. «Bischof Bode hat entgegen klaren päpstlichen Vorgaben gehandelt und beispielsweise sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige noch in diesem Jahr als «Beziehung» deklariert», hieß es.

Die Anzeige sei am Donnerstagabend eingegangen und von Erzbischof Stefan Heße am Freitag an die Apostolische Nuntiatur in Berlin weitergeleitet worden, sagte ein Sprecher des Erzbistums Hamburg. Damit muss nun der Vatikan eine Entscheidung über Bode treffen. Der Osnabrücker Bischof hatte zuletzt einen Rücktritt abgelehnt. Zuerst hatte der NDR in Niedersachsen über die Anzeige berichtet.

Hintergrund sind durch ein wissenschaftliches Gutachten der Universität Osnabrück bekanntgewordene Missbrauchsfälle im Bistum Osnabrück. In einem Fall hatte ein Priester demnach in einer Gemeinde über Jahre hinweg einem jungen Mädchen sexualisierte Gewalt angetan. Die Gutachter werfen dem Bischof Pflichtverletzung vor: Er habe dem beschuldigten Priester im selben Jahr eine Leitungsfunktion in der Jugendarbeit übertragen, in dem die Betroffene den Mann beim Bischof anzeigte.

In der Gesamtschau sehe der Betroffenenrat ein klares kirchenrechtliches Fehlverhalten von Bischof Bode, hieß es. Dieser habe zum einen die Schilderungen der Betroffenen gänzlich falsch eingeschätzt und zum anderen die Anzeige nach Rom verzögert. Auch habe es der Bischof versäumt, eine nach dem Kirchenrecht notwendige Voruntersuchung einzuleiten, nachdem sich die junge Frau erstmalig gemeldet habe.

«Uns fällt es schwer, Bischof Bode als ein Gegenüber zu sehen, das sich für ehrliche und konsequente Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch durch Angehörige der katholischen Kirche einsetzt», hieß es vom Betroffenenrat. Gleichzeitig würdigte der Beirat die Fortschritte im Bistum, die mit dem Installieren des diözesanen Schutzkonzeptes gegangen worden seien.

Bode selber sagte in einer Mitteilung, er respektiere den Schritt des Betroffenenrates und unterstütze die damit eingeleitete Untersuchung durch den Vatikan: «Dem Ergebnis dieser Untersuchung werde ich mich selbstverständlich stellen.» Unterdessen werde er weiterhin auch das persönliche Gespräch mit den Betroffenen im Bistum und mit den Mitgliedern des Betroffenenrates suchen.

© dpa
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