In dem Prozess um eine zerstückelte Frauenleiche hat der 46 Jahre alte Angeklagte am Mittwoch vor Gericht ausgesagt. «Ich habe meine Frau verloren. Ich habe sie sehr geliebt», sagte der frühere Ehemann der Frau am Mittwoch zu Beginn des Verhandlungstages am Landgericht in Bremen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Mord aus niedrigen Beweggründen und das Vortäuschen einer Straftat vor. Er soll seine 32 Jahre alte Ehefrau im Februar 2022 erdrosselt haben.
Der Angeklagte sprach am Mittwoch stundenlang über Details aus seiner Biographie, ohne jedoch zu der vorgeworfenen Tat Stellung zu nehmen.
Der Anklage zufolge zerteilte er die Leiche und packte die Körperteile erst in Plastikfolien und Müllsäcke und dann in einen Koffer, den er in einen Fluss geworfen haben soll. Über den mutmaßlichen Mord soll er anschließend bei einer Vernehmung gelogen haben.
Nach dem Verschwinden der Frau hatte die Polizei mit allen Mitteln nach ihr gesucht. Drohnen und Suchhunde wurden eingesetzt, eine Hundertschaft Polizisten durchkämmte ein Waldgebiet. Auch mit Hilfe der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY ... ungelöst» war nach Hinweisen gesucht worden. Anfang März vergangenen Jahres war am Ufer der Weser der Koffer mit den Leichenteilen entdeckt worden. Sie wurde schließlich als die vermisste 32-Jährige identifiziert.
Der Prozess gegen den Deutschen begann im August 2022. Der Verlauf der Verhandlung sollte die Zuschauerinnen und Zuschauer überraschen: Im Oktober nahm die Mutter des Mannes, damals 66 Jahre alt, die Tat unerwartet auf sich: Sie habe die 32-Jährige getötet, sagte sie. Doch als Angeklagter sitzt weiterhin ihr Sohn im Gericht. Am Mittwoch war die Mutter im Zuschauerrang des Raums zu sehen.
Der in Kasachstan geborene Angeklagte sei in der Sowjetunion in einer traditionellen Familie aufgewachsen, wie er am Mittwoch erzählte. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sei die Familie nach Deutschland gezogen. Der Angeklagte habe Deutsch gelernt und mit 23 sein Abitur gemacht. Später habe er Lebensmittelingenieurwesen studiert, aber schließlich eine vergleichsweise lukrative Arbeit als Hafenarbeiter einer akademischen Tätigkeit vorgezogen.
Seine Frau, eine Russin, habe er 2009 im Urlaub in der Türkei kennengelernt. Nach dem Urlaub blieben sie in Kontakt, er besuchte sie regelmäßig in Sankt Petersburg. Sie wurden ein Paar. 2010 hätten sie geheiratet, dann sei sie zu ihm nach Deutschland gezogen. Doch das Leben im Ausland sei ihr schwergefallen.
Das Paar bekam eine gemeinsame Tochter. Unklar ist, wann die Geburt war. Der Angeklagte berichtete, er habe alles für seine Frau getan. Sie sei dagegen emotional gewesen und habe sich nicht ausreichend um das Kind gekümmert und stattdessen viel Zeit im Internet verbracht und dort unter anderem massenhaft Kleidung gekauft. «Irgendwann war es zu viel», sagte der Angeklagte. Auch zwischen seiner Mutter und seiner Frau habe es oft Streit gegeben. Seine Mutter habe die Frau «regelrecht gehasst».
Immer wieder sei die Polizei am Haus der Familie in Bremerhaven aufgetaucht. Die Partnerin sei mehrfach in ein Frauenhaus gezogen. Sie haben ihn auch angezeigt. Das Jugendamt habe sich eingeschaltet. Zeitweise lebte die Familie wohl wieder zusammen. Der Angeklagte wies zurück, dass er seine Frau und seine Tochter geschlagen und überwacht habe. Allerdings wird vor Gericht deutlich, dass er Kontrolle über das Leben seiner Frau hatte: Er war nach eigener Aussage der alleinige Geldverdiener der Familie und verwaltete auch persönliche Daten seiner Frau. Unter anderem räumte der Angeklagte ein, dass er die SIM-Karte des Mobilfunkgeräts seiner Frau gesperrt habe. Später lernte sie einen neuen Mann kennen, in den sie sich verliebt haben soll.
Die Erläuterungen des Mannes endeten am Nachmittag nach mehr als viereinhalb Stunden Redezeit. Am Donnerstag soll der Prozess fortgesetzt werden.