Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hat für mehr Engagement und Offenheit bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz in der Wirtschaft geworben. Deutschland sei an einem Scheideweg. «Ich glaube, nur, wenn wir offen auf diese Technologie eingehen und diese in die Unternehmen bringen, haben wir eine echte Zukunftsperspektive», sagte Lies bei einem Besuch des Osnabrücker Standorts des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) am Donnerstag. Es sei wichtig, dass Deutschland bei diesen Themen eine Vorreiterrolle einnehme.
Er habe den Eindruck, dass es in vielen Unternehmen noch eine Hemmschwelle geben, was die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) angehe, sagte Lies: «Da ist noch Luft nach oben.» Niemand müsse Angst vor KI haben. Man müsse aber ausreichend transparent mit dem Thema umgehen.
Das DFKI forscht in Osnabrück an praxisnahen KI-Einsatzmöglichkeiten, etwa bei Robotern, die Handarbeit in der Landwirtschaft übernehmen könnten. Aber auch zum Einsatz von KI in kleinen und mittelständischen Unternehmen wird an dem Standort mit verschiedenen Projekten geforscht.
KI könne von Unternehmen zur Verbesserung von Produkten, aber auch zur Etablierung neuer Geschäftsmodelle genutzt werden, sagte Oliver Thomas, der den Forschungsbereich «Smart Enterprise Engineering» am DFKI leitet: «KI ist ein Treiber, der auf der Basis von Daten neue Services ermöglicht.» Die häufig vorherrschende Ansicht, Künstliche Intelligenz sei nur ein Thema für große Konzerne und für kleine und mittlere Unternehmen zu teuer, sei aus seiner Sicht nicht richtig.
Zum Beispiel ließen sich auch nicht-digitale Produkte mit sensorischen Elementen ausstatten. Für den Produzenten eröffne sich damit die Möglichkeit, dem Kunden nicht nur das Produkt, sondern auch etwa Software zu liefern. KI werde aber auch für die Produktverbesserung oder die Verbesserung von Produktionsabläufen genutzt.
Kritische Diskussionen über Künstliche Intelligenz - etwa über den Chatbot ChatGPT - seien richtig, sagte Thomas. Notwendig sei die Möglichkeit, von KI produzierte Elemente zurückverfolgen zu können.
Thomas wies auf positive Folgen der Künstlichen Intelligenz, etwa für Schulen, hin. Das DFKI entwickele auch Software, mit der Lehrkräfte KI-gestützt Lehrinhalte produzieren können. Damit werde das Problem der Urheberverletzungen durch das Kopieren von Texten oder Bildern umgangen.
Der Erfolg von ChatGPT dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass in vielen Bereichen Roboter noch keine Menschen ersetzen können, sagte Joachim Hertzberg, Geschäftsführender Direktor des DFKI Niedersachsen und Leiter der Forschungsbereichs «Planbasierte Robotersteuerung» am DFKI Niedersachsen. Nach wie vor sei die so genannte Sensomotorische Kopplung eine große Herausforderung in der KI - darunter versteht man die Fähigkeit von Maschinen, in einer schwer kontrollierbaren Umgebung physisch etwas zu machen. So sei eine Tätigkeit wie das Hinein- und Herausziehen von Ladesteckern bei Elektroautos für Maschinen in Alltagssituationen ein noch großes Problem.