In Niedersachsen sind im vergangenen Jahr rund 156 Tonnen Kampfmittel aus der Zeit der beiden Weltkriege geborgen und entsorgt worden. Dies ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2020, wie das niedersächsische Innenministerium am Montag in Hannover mitteilte. Damals waren rund 111 Tonnen entdeckt und beseitigt worden. Die Zahl der Einsätze des Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KBD) des Landes Niedersachsen stieg um knapp 100 auf fast 1200.
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius bedankte sich bei den Kampfmittel-Expertinnen und -Experten. «Sie riskieren bei ihrer täglichen Arbeit ihre Gesundheit und sogar ihr Leben - für uns und unsere Sicherheit», sagte der SPD-Politiker. Im vergangenen Jahr hatte es bei einem Zwischenfall auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition in Meppen sechs Verletzte gegeben. Sie waren für einen Tag zur Beobachtung ins Krankenhaus gekommen.
Allein rund 6,95 Tonnen Weltkriegsmunition wurden im Jahr 2021 in der niedersächsischen Nordsee entdeckt. Das Meer sei vor allem durch den Bau von Offshore-Windparks und durch den Ausbau von Kabeltrassen verstärkt in den Fokus gerückt, hieß es. 2020 waren hier 7,35 Tonnen Munition entdeckt worden.
Bei 159 Einsätzen im vergangenen Jahr waren die entdeckten Blindgänger nicht mehr transportfähig und mussten direkt vor Ort gesprengt werden. Alte Munition werde im Laufe der Zeit nicht ungefährlicher, erläuterte das Ministerium. Das Gegenteil sei der Fall: Alterungsprozesse und Korrosionseinwirkungen erhöhten oft die Gefahr einer plötzlichen Explosion.
Gefunden wird Munition vielfach durch die Auswertung von Kriegsluftbildern oder auch zufällig, etwa bei Bauarbeiten. Beim Fund von Kampfmitteln müssten Bürgerinnen und Bürger sofort die zuständige Gemeinde oder die Polizei informieren, sagte Pistorius. «Das unsachgemäße Hantieren mit diesen Stoffen gefährdet neben dem eigenen Leben häufig auch das Leben anderer.»