Kliniken in Niedersachsen erwarten deutlich höheres Defizit

Den Krankenhäusern in Niedersachsen laufen die Kosten immer stärker davon, das Defizit dürfte massiv steigen. Und die geplante bundesweite Krankenhausreform? Der Chef der Krankenhausgesellschaft hat eine klare Meinung dazu.
Krankenbetten stehen in einem Gang in einem Krankenhaus. © Lukas Barth/dpa/Symbolbild

Die Krankenhäuser in Niedersachsen erwarten einer neuen Umfrage zufolge im laufenden Jahr eine deutliche Verschärfung ihrer finanziellen Lage. Das Defizit werde sich landesweit auf rund 532 Millionen Euro mehr als verdoppeln, teilte die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG) am Donnerstag mit.

2022 lag das Defizit der Kliniken im Land bei 217 Millionen Euro. «Die vorliegenden Zahlen sind alarmierend», warnte der NKG-Vorsitzende Hans-Heinrich Aldag. Die Krankenhäuser seien in einer «wirtschaftlich extrem angespannten Lage, die sich weiter zuspitzt». Er forderte sofortige Hilfe.

Aldag betonte, die Kliniken benötigten schon vor einer bundesweiten Krankenhausreform ein «Vorschaltgesetz, das ihre wirtschaftliche Lage kurzfristig stabilisiert und die strukturelle Unterfinanzierung behebt, bis die Reform greift». So solle sichergestellt werden, dass Kostensteigerungen künftig vollständig refinanziert würden. Derzeit seien Krankenhausvergütungen auf einen maximalen Preisanstieg von 4,32 Prozent für 2023 gedeckelt, obwohl die Inflation weit darüber liege. Auch müssten Entlastungen bei den Energiepreisen «schnell und in vollem Umfang» ankommen. Außerdem forderte er eine pragmatische Lösung, um Erlöseinbrüche wegen anhaltend niedrigerer Fallzahlen zu kompensieren.

Nach Angaben der Krankenhausgesellschaft wurden insgesamt 87 Kliniken befragt, das entspreche 52 Prozent der Häuser und 58 Prozent der Betten in Niedersachsen. Insgesamt 93 Prozent der befragten Kliniken gaben an, 2023 kein positives Jahresergebnis zu erwarten. Gründe sind demnach Preissteigerungen wegen der hohen Inflation sowie weiterhin geringere Fallzahlen auf den Stationen. Von der Bundesregierung zugesagte Energiehilfen kämen zudem vielfach nicht an.

«Auf die Umsetzung der bundesweiten Krankenhausreform zu warten, ist keine ernsthafte Option», betonte Aldag. «Abwarten löst nicht die akuten Probleme der Krankenhäuser. Es vergrößert nur das Risiko, dass für die Versorgung der Bevölkerung wichtige Krankenhäuser bei Inkrafttreten der Reform schon nicht mehr existieren.» Aus seiner Sicht wäre es vorausschauend, die Kliniken wirtschaftlich abzusichern: «Ein unkontrolliertes Krankenhaussterben infolge wirtschaftlicher Not ist das exakte Gegenteil einer planvollen Reform.»

© dpa
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