Er gehe davon aus, dass es mehrere Faktoren im Hintergrund gab, die zu dieser Gewalttat führten. «Oft sprechen wir in solchen Fällen von mangelnder Empathie und fehlender Mentalisierung», sagte der Therapeut. «Es fehlt den Tätern die Fähigkeit, sich in das Opfer hineinzuversetzen, überhaupt nachzuvollziehen und mitzuempfinden, wie das Opfer sich fühlt, wenn man ihm Schmerzen zufügt», erklärte er. «Bei Kindern gibt es darüber hinaus auch Mechanismen, die dazu führen, dass sie ihren Lebensfrust sozusagen kompensatorisch an dem Opfer ausleben.»
Brylla verwies darauf, dass manche Menschen andere quälen und demütigen, um selber besser und allmächtiger dazustehen. Ob der Täter emotional und kognitiv in der Lage war, das Ausmaß und die Endgültigkeit der Tat zu verstehen, werde eine der Fragen bei der Aufarbeitung sein.
Brylla zufolge wird die Familie des Opfers professionelle Hilfe brauchen. «Sie muss sich nicht nur von ihrem Kind verabschieden. Sie muss auch lernen, mit den schrecklichen Bildern zu leben, die mit seinem Tod verbunden sind», so der Therapeut.