Auf den ersten Blick sieht alles nach einem gewöhnlichen Bundesliga-Duell im Mittelfeld aus, wenn der Tabellenzehnte Borussia Mönchengladbach und der Elfte Werder Bremen aufeinandertreffen. Beide Mannschaften können zwar noch nach oben klettern, aber zunächst gilt es, genügend Abstand zu den Abstiegsrängen zu verschaffen. Bremens Trainer Ole Werner zeigte sich vor dem Duell am Freitag (20.30 Uhr, DAZN) zufrieden mit der bisherigen Punkte-Ausbeute: «Mit 30 Punkten haben wir uns eine gute Ausgangsposition für das letzte Drittel der Saison erarbeitet.»
Wohin geht also die Bremer Reise? Kurzfristig sollte der Abstand auf die Abstiegsränge mit zehn Punkten eigentlich groß genug sein. Doch diesen Trugschluss gab es bereits, als vor zwei Jahren die Bremer nach der gleichen Anzahl an Spieltagen genau wie jetzt ebenfalls 30 Punkte auf dem Konto und sogar elf Zähler Vorsprung auf die Abstiegsplätze hatten - und zum Ende traten sie trotzdem den Gang in die 2. Liga an. Nach den damals mehr als 30 gesammelten Zählern folgten sieben Niederlagen am Stück.
Coach Werner beschäftigt sich jedoch nicht mit möglichen Parallelen zur Abstiegssaison. «Dazu kann ich nichts sagen, weil ich vor zwei Jahren nicht hier war - so wie ganz viele andere Spieler auch nicht und deshalb ist es nichts, was ein großes Thema für uns ist.»
Clemens Fritz, Leiter Scouting und Profifußball, war damals schon dabei. Er könne die Vergleiche zur Abstiegssaison aber «nicht mehr hören». «Ich bin kein Freund davon, nach hinten zu schauen. Es war eine komplett andere Situation, ein anderes Gesicht der Mannschaft», sagte er am Donnerstag. «Wir arbeiten im Hier und Jetzt, wollen nach vorne schauen und uns auf unsere Leistung konzentrieren.» Das sieht auch Ole Werner so, der vor einem ausverkauften Gästeblock «Optimismus zeigen und auf die eigenen Stärken setzen» will.
Dennoch gibt es Warnsignale: Werder hat bislang die zweitmeisten Gegentreffer in der Liga kassiert. Und von den vergangenen fünf Spielen hat Werder vier verloren. Kein Wunder also, dass Ole Werner lieber nach unten schaut. «Vor zwei Jahren, als es noch schiefgegangen ist, wurde wohl teilweise schon zum Klassenerhalt gratuliert. Das machen wir dieses Jahr nicht, denn wir brauchen noch Punkte», sagte der 34-Jährige. «Wir sind uns bewusst, dass es noch ein hartes Stück Arbeit ist.»
Werner weiß aber auch: «Es gab wahrscheinlich in den letzten 20 Jahren keinen Aufsteiger, der bei 30 Punkten am 24. Spieltag irgendwie ein mulmiges Gefühl gehabt hat.»
Etwas mulmiger dürfte Werner werden, wenn er auf die Liste der Verletzten blickt. Die Mittelfeldspieler Leonardo Bittencourt und Christian Groß sowie die Abwehrspieler Marco Friedl und Milos Veljkovic - vier von fünf Spielern aus dem Mannschaftsrat - werden im Borussia-Park fehlen. «Es ist keine Top-Situation logischerweise», beklagte Werner: «Das sind alles Spieler, die bei uns eine tragende Rolle spielen.»
Das Hinspiel gegen Borussia Mönchengladbach endete in einem Bremer Freudenrausch, als die Werner-Elf 5:1 gewann. Derzeit sind beide Teams punktgleich. Nur weil Werder ein Tor weniger erzielt und vier mehr kassiert hat, stehen sie noch hinter den Fohlen.