Ministerpräsident Stephan Weil hat die Menschen in Niedersachsen dazu aufgerufen, sich aktiv für ein gutes Zusammenleben einzusetzen. «Der Staat muss seine Aufgaben erfüllen, und er muss letztlich auch die Einhaltung von Regeln durchsetzen. Das alleine reicht in einer Demokratie aber nicht aus. Wir brauchen vor allem auch Bürgerinnen und Bürger, die für ihre Werte einstehen, die sich einmischen und nicht schweigen», sagte der SPD-Politiker beim Epiphanias-Empfang der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers am Freitag in Loccum (Landkreis Nienburg).
Es brauche einen «Konsens über wesentliche Eckpfeiler unseres Zusammenlebens», sagte Weil. So könne niemand eine «schrankenlose Freiheit» beanspruchen. Als Beispiel verwies Weil auf die Angriffe auf Einsatzkräfte zu Silvester. «Derartige Exzesse sind kaum zu begreifen, aber es ging den Randalierern offenbar auch um ein großes persönliches Vergnügen, und dieses Vergnügen war ihnen wichtiger als alle Gefahren, Schäden und Risiken, die sie damit ausgelöst haben», sagte der Regierungschef. Aber auch die Diskussionen über die Corona-Schutzmaßnahmen hätten gezeigt, dass ein «ungezügelter Egoismus» nicht der Maßstab für das Zusammenleben sein könne.
Der Epiphanias-Empfang in Loccum gilt als politischer Start ins Jahr in Niedersachsen. Weil gab sich dabei optimistisch: «Am Anfang des Jahres 2023 können wir wieder deutlich zuversichtlicher sein als noch wenige Monate zuvor», sagte er. So habe man «unter allergrößten Anstrengungen» bis jetzt alle Geflüchteten aufnehmen können, und die Energieversorgung «sollte jetzt auf einer soliden Grundlage stehen».
Landesbischof Ralf Meister sagte, um in guter Weise miteinander zu streiten, brauche es auch die Religion. Er betonte dabei, erst im Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit dienten diese Gott - «nicht aber im hartnäckigen Erhalt von institutionellen Formen und dogmatischen Denkstrukturen».
Vor den Ansprachen im Kloster hatte Ministerpräsident Weil in seinem Amtssitz die Sternsinger zu Gast. Insgesamt sieben Gruppen aus verschiedenen Teilen des Landes sangen und brachten das Segenszeichen «20 * C + M + B + 23» an der Staatskanzlei in Hannover an. Der SPD-Politiker überreichte im Gegenzug kleinere Geldspenden. Die Buchstaben im Segensspruch stehen für den auf Latein formulierten Wunsch «Christus mansionem benedicat» - Christus segne dieses Haus. Auch im Landtag wurden rund 50 Sternsinger empfangen.