Bei der Nachrüstung von Geldautomaten nimmt Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens erneut Banken in die Pflicht. «Sollte die Selbstverpflichtung nicht ausreichen, kommt man natürlich irgendwann auch zu einem Gesetz», sagte die SPD-Politikerin am Dienstag in Hannover nach einem Gespräch mit Bankenvertretern. An dieser Stelle sei man zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht.
Nach Gesprächen mit der Bundesinnenministerin aus dem vergangenen Herbst sei diese Selbstverpflichtung der Banken entstanden, technische Maßnahmen vorzunehmen, um die Geldautomaten sicherer zu machen, sagte Behrens. Im Juni bei der Innenministerkonferenz wolle man sich anschauen, wie weit die Maßnahmen für mehr Schutz der Geldautomaten seien, sagte die Ministerin.
Der Verbandsgeschäftsführer des Sparkassenverbandes Niedersachsen, Guido Mönnecke, sprach von einem Maßnahmenmix, um die Automaten besser zu schützen - etwa einem Nachtverschluss der Räume oder mehr Videoüberwachung. Sogenannte Einfärbesysteme, mit denen Bargeld nach der Sprengung unbrauchbar wird, seien bereits bei etwa jedem dritten Geldautomaten eingebaut - Tendenz steigend.
Eine weitere Möglichkeit für mehr Schutz sind sogenannte Klebesysteme. Dadurch wird das Geld ebenfalls unbrauchbar für die Täter. Für Banken stellt sich dann allerdings die Frage, ob die Bundesbank dieses Geld wieder annimmt und den Banken ersetzt. «Seitens der Bundesbank gibt es nach meinem Kenntnisstand jetzt eine Regelung für verklebtes Geld», sagte Axel Schwengels vom Genossenschaftsverband Weser-Ems. Dies sei eine Grundlage, um diese Systeme zu verwenden.
Mit Stand Ende März kam es in Niedersachsen laut Landeskriminalamt (LAK) bereits zu 16 Angriffen auf Geldautomaten. Im vergangenen Jahr wurde mit 68 Angriffen ein Rekord erreicht - diese Statistik wird aber erst seit 2015 erfasst.
«In der Vergangenheit leiteten die Täter vornehmlich Gas in Geldausgabeautomaten ein, um dieses im Inneren zu zünden und auf diese Art den Geldausgabeautomaten zu sprengen. Seit Sommer 2020 ist festzustellen, dass die Täter bundesweit dazu übergingen auch Festsprengstoff für ihre Taten einzusetzen», hieß es kürzlich vom LKA.
Viele der mutmaßlichen Täter kommen aus den Niederlanden - laut Bundeskriminalamt kamen 2021 etwas mehr als die Hälfte der Tatverdächtigen aus dem Nachbarland. Gesprengte Geldautomaten sind vor allem in den angrenzenden Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ein Problem - nach Angaben der beiden Landeskriminalämter waren es im vergangenen Jahr zusammen 250 Taten in den Bundesländern - somit etwa die Hälfte der bundesweiten Fälle.