Die Kartoffelbrei-Attacke von Klimaaktivisten gegen ein Bild des Impressionisten Claude Monet im Potsdamer Museum Barberini stößt auch bei Museen in Niedersachsen auf Unverständnis. Dass gerade Museen in den Fokus der Proteste von Klimaaktivisten rückten, sei nicht nachzuvollziehen, sagte die Sprecherin der Emder Kunsthalle Ilka Erdwiens. «Ausgerechnet die Kunst, die doch dazu dienen soll, die eigene Perspektive, den Blick zu öffnen und das Bewusstsein zu erweitern.» Gerade das seien Ideale, die die Klimaschutzbewegung selbst sonst einfordere.
Die Klima-Protestgruppe «Letzte Generation» übernahm für die Attacke am Sonntag die Verantwortung und forderte von der Politik wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel. Ähnliche Aktionen hatte es zuletzt auch schon in anderen Häusern gegeben. Museen im Land teilten nun auf Anfrage mit, die Attacken aufmerksam zu verfolgen. Strengere Sicherheitsmaßnahmen würden deswegen vorerst aber kaum ergriffen.
Eine konkrete Gefahr sieht etwa die vom langjährigen Chefredakteur des Magazins «Stern», Henri Nannen, gestiftete Kunsthalle in Emden nicht. Bislang hätten die Aktivisten für ihre Attacken vor allem große Häuser mit Werken Alter Meister gewählt, sagte Erdwiens. Die Kunsthalle stehe daher wohl nicht in erster Reihe - gleichwohl das Museum, das jedes Jahr rund 70.000 Besucher hat, ebenfalls bedeutende Werke wie «Die blauen Fohlen» von Franz Marc zeigt.
Auch das Sprengel Museum in Hannover beschäftigt sich mit der Gefahr solcher Übergriffe. «Von der Hausmeisterei über die Restauratorin bis zu den Aufsichten, die ja an erster Stelle stehen, wenn es um den unmittelbaren Schutz der Kunst vor Angriffen geht, sind alle gebrieft», sagte Sprecherin Judith Hartstang.
Angriffe auf Kunstwerke seien eine Straftat und würden mit einer Strafanzeige geahndet werden. «Die Werke, die zuletzt in London und Potsdam betroffen gewesen sind, waren hinter Glas - wohl der beste Schutz vor Farb-, Suppen- oder Kartoffelbreiangriffen», sagte Hartstang. Auch im Sprengel Museum gibt es eine Verglasung, zudem geschultes Aufsichtspersonal, akustische Bewegungsmelder, Plexiglashauben für Sockel sowie Abstandshalter.
Das erst im Sommer eröffnete Forum Wissen in Göttingen teilte mit, dass besonders wertvolle und leicht zu beschädigende Objekte durch Glasscheiben geschützt seien. «Wo möglich, möchten wir unseren Besucher*innen bestimmte Objekte bewusst offen präsentieren», sagte allerdings eine Sprecherin. Größere Taschen und Rucksäcke seien in der Ausstellung verboten. Das Forum Wissen zeigt zahlreiche historische Forschungsobjekte aus den Sammlungen der Universität Göttingen und erklärt anhand dessen, wie Forschung funktioniert.
Beschädigungen von Kulturgütern spielen auch in der Ausstellung des Wissensmuseum eine Rolle. So ist die Büste des Mathematikers David Hilbert zu sehen, die 2009 durch Studierende bei Protesten gegen höhere Studiengebühren umgestürzt und beschädigt wurde. «Das Forum Wissen selbst lehnt Aktionen ab, die auf Gewalt und Zerstörung basieren», betonte die Sprecherin. Das Museum setze auf Dialog und thematisiere etwa die Klimakrise in Veranstaltungen.
Die Kunsthalle Bremen teilte auf Anfrage mit, zu Sicherheitsmaßnahmen keine Auskünfte zu geben. Eine Sprecherin sagte aber, dass die Kunsthalle seit den ersten Aktionen der Klimaaktivisten in Museen im Austausch mit den betroffenen Institutionen stehe.
Auch im Kunstmuseum in Wolfsburg beobachte man die Vorfälle wie den in Potsdam sehr aufmerksam, hieß es. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den öffentlichen Bereichen mit Besucherkontakt seien entsprechend vorbereitet und geschult, sagte eine Sprecherin. Über den Deutschen Museumsbund sei man zudem mit anderen Museen im Austausch.