Der niedersächsische Arbeitsmarkt hat sich zum Jahresende 2022 etwas weniger stabil gezeigt - in Bremen hingegen konnten mehr Menschen eine neue Stelle finden. Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Hannover gab am Dienstag die aktuellen Daten für den Nordwesten bekannt, sie reichen bis Mitte Dezember. Demnach setzte sich in Niedersachsen der Trend einer insgesamt wieder zunehmenden Arbeitslosigkeit fort. Zuletzt waren hier knapp 239.000 Menschen ohne Job gemeldet, 1,7 Prozent mehr als im Monat davor. Die Quote stieg leicht um 0,1 Punkte auf 5,5 Prozent. Schon von Oktober auf November hatte es mehr Arbeitsuchende gegeben, ihre Zahl war um 0,3 Prozent gestiegen.
Anders sieht es in Bremen aus. Im kleinsten Bundesland wurden offiziell 1,3 Prozent weniger Arbeitslose registriert - entgegen dem oft üblichen Trend im Winter. Insgesamt waren es knapp 36.650. Die Quote ging um 0,2 Punkte auf 10 Prozent zurück. Eine Ursache für die verbesserte Lage seien neue Stellen in der Gastronomie, bei sonstigen Dienstleistungen und in der Verwaltung, erklärte die BA. Bereits im November hatte sich die herbsttypische Belebung auf dem Bremer Arbeitsmarkt teilweise länger als in Niedersachsen halten können.
Ein Sonderfaktor bleibt in der gesamten Region der Zuzug von Geflüchteten aus der Ukraine. Er ist laut der BA mit ein Grund dafür, dass die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Dezember 2021 besonders deutlich in Niedersachsen (plus 8,9 Prozent), unterm Strich aber auch in Bremen (plus 1,2 Prozent) anstieg. Diese Folgen des Krieges zeigten sich mittlerweile merklich. Nach Einschätzung der Experten kommt die Integration von Ukrainerinnen und Ukrainern in den Arbeitsmarkt voran. Insgesamt sei die Situation noch relativ robust.
Grundsätzlich nimmt in der kalten Jahreszeit die Beschäftigung in Außenberufen etwa auf dem Bau oder in der Landwirtschaft saisonal ab. Nach BA-Angaben werden manche Betriebe derzeit generell vorsichtiger bei Neueinstellungen. Dennoch besteht auch in Niedersachsen weiterhin ein hoher Bedarf an Arbeits- und Fachkräften. Derzeit gibt es mehr als 77.000 offene Stellen. In Bremen sind es über 8600.
BA-Regionalchef Johannes Pfeiffer sieht die Lücke bei qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als problematisch an: «Deutschland muss besser werden, Fachkräfte aus Drittstaaten zu gewinnen und zu halten, aber auch die inländischen Potenziale noch besser zu erschließen.» Häufig brächten Bewerber hierzulande nicht die nötigen Qualifikationen mit - Angebote zur Weiterbildung seien deshalb umso wichtiger. Pfeiffer hatte jüngst auch auf Schwierigkeiten bei der Inklusion Schwerbehinderter in den Arbeitsmarkt hingewiesen. Dies bedeute eine verpasste Chance im Kampf gegen den Fachkräftemangel.