Es ist ein Fall mit vielen Fragezeichen - auch noch zehn Jahre nach dem wohl gewaltsamen Tod eines Zweijährigen. Sein Vater soll den Jungen im Januar 2013 erstickt haben. Seit Mitte Mai muss sich der 50-Jährige vor dem Landgericht Schwerin wegen Mordes verantworten. Der Junge sei nach Ansicht des Vaters sehr anstrengend und quengelig gewesen und habe seinem Vorhaben im Wege gestanden, nach Spanien auszuwandern, heißt es in der Anklage.
Die Ehefrau des Angeklagten, Mutter der beiden gemeinsamen Kinder, hatte ihren Mann erst knapp acht Jahre nach der mutmaßlichen Tat angezeigt. Zwei Jahre später stellte sich der Vater, nachdem er von der Staatsanwaltschaft informiert wurde, dass gegen ihn ermittelt wird. Er lebte inzwischen getrennt von seiner Frau in der Schweiz.
Bei der Polizei gab der Vater an, er sei mit dem Jungen in einen Wald gefahren und habe ihm im Kindersitz im Auto eine Decke aufs Gesicht gedrückt. Danach habe er das tote Kind im Wald unter Zweigen und Ästen versteckt. Allerdings schrieb der Vater - vermutlich nur wenige Wochen nach der Tat - für seine Frau eine andere Version auf. Demnach erstickte er den Sohn außerhalb des Autos mitten im Wald.
Zur Rolle seiner Frau blieb der Angeklagte bei der Polizei vage. Sie habe nichts von seinem - seiner Aussage nach - spontanen Entschluss gewusst, sagte er. Bereits bei der Abreise des Ehepaares und des großen Bruders nach Spanien wenige Stunden nach der Tat seien jedoch Kleidung und Spielsachen des toten Kindes nicht mehr dabei gewesen.
Die Mutter berichtete 2020 bei der Polizei, ihr Mann habe behauptet, den Kleinen zu den Großeltern gebracht zu haben, weil der Umzug nach Spanien für ihn zu anstrengend erschien. Erst als der Vater drei Wochen später die Leiche nach Spanien holte, habe sie vom Tod ihres Kindes erfahren. Über Jahre habe ihr Mann gedroht, ihr und dem anderen Sohn etwas anzutun, falls sie zur Polizei gehen würden. 2020 sei sie dennoch diesen Schritt gegangen, weil sie es nicht mehr ausgehalten habe.
Für die Leiche des Jungen soll der Vater aus einer Holzkiste einen Sarg gebaut, diesen mit Teichfolie umwickelt und verklebt haben. Die Kiste soll das Paar schon 2013 mit zurück nach Deutschland genommen haben. Bei der Trennung nahm der Vater den Ermittlern zufolge die Kiste zunächst mit in die Schweiz. Später habe er sie nach Niedersachsen gebracht, wo die Mutter mit einem neuen Lebensgefährten wohnte. Dort wurde sie von der Polizei sichergestellt.
Vor Gericht schweigt der Angeklagte. Die Mutter tritt zwar als Nebenklägerin auf, will aber gegen ihren Ehemann nicht aussagen. Beide hatten spätestens kurz nach der Tat letzte verbliebene Kontakte zu ihren Eltern und Geschwistern abgebrochen. In Schwerin hatten sie erst seit 2012 gewohnt, der kleine Sohn ging in keine Kita.
2014 meldeten sich noch einmal die Schweriner Behörden, da eine U-Untersuchung beim Kinderarzt für den Sohn anstand. Der Vater teilte ihnen mit, er sei mit dem Kind nach Schweden ausgewandert. Das Urteil in diesem Prozess wird das Gericht voraussichtlich im August sprechen.