Greinacher hatte sich seit Frühjahr 2021 mit der Frage beschäftigt, wieso der Impfstoff vor allem von Astrazeneca in sehr seltenen Fällen Thrombosen im Gehirn ausgelöst hatte, die auch Todesfälle nach sich zogen. Die Impfung mit dem Vakzin war in Deutschland wegen der Komplikationen ausgesetzt worden. Zusammen mit seinem Team und in Zusammenarbeit mit anderen Universitätskliniken konnte Greinacher vergleichsweise schnell ein Zusammenhang mit bestimmten Antikörpern feststellen und ein Mittel benennen, das die Thrombosen verhindert.
Quasi in Echtzeit hatte Greinacher, dessen Team nach eigener Aussage praktisch rund um die Uhr arbeitete, in wöchentlichen Videokonferenzen über die Fortschritte informiert. Medien aus aller Welt schalteten sich damals dazu.
Der Preis für Biochemische Analytik wird von der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin vergeben. Sie zeichnet damit nach eigenen Angaben hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der biochemischen und molekularen Analytik aus. Greinacher teilt sich laut UMG den diesjährigen Preis mit dem Biochemiker Kai Simons und dem analytischen Chemiker Andrej Shevchenko, die gemeinsam eine Methode zum Nachweis von Lipiden entwickelt hätten.
Es ist laut UMG die dritte große Auszeichnung für Greinacher im Zusammenhang mit seiner Arbeit zu den Impfnebenwirkungen. Erst vor wenigen Tagen sei das wissenschaftliche Netzwerk um Greinacher vom Medizinischen Fakultätentag und dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands mit dem Preis der Deutschen Hochschulmedizin ausgezeichnet worden. Ein Jahr zuvor habe ihm das Aktionsbündnis Thrombose den Virchowpreis verliehen.