«Das wird in besonderer Weise auch der Rettungsdienst zu spüren bekommen, wo die Situation natürlich nicht besser als in den Kliniken ist.» Auch hier treffe ein hoher Krankenstand auf viele Patienten beziehungsweise viele Alarmierungen wegen Bagatellen. Außerdem belasteten lange Verlegungsfahrten in Folge der aktuellen Lage in den Kliniken die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
Die Lage bei den Rettungsdiensten und in den Krankenhäusern im Land sei alarmierend. Während seiner fast 35-jährigen Tätigkeit als Anästhesist und Intensivmediziner habe er eine derart angespannte Personalsituation in der stationären Patientenversorgung noch nicht erlebt. «Wir reden hier von Krankenständen im pflegerischen und ärztlichen Bereich von bis zu 40 Prozent.» Am Freitag seien in ganz MV nur 36 von insgesamt 550 Intensivbetten frei gewesen. «Diese Zahl spricht für sich.» In den vergangenen Tagen hätten mehrfach alle Kliniken der Maximalversorgung im Bundesland gleichzeitig ihre Intensivstationen aus Kapazitätsgründen abmelden müssen.
Die Krankheitswellen träfen auf ein Gesundheitssystem, das etwa durch Ökonomisierungszwänge, der Abwanderung von Fachpersonal oder ausufernder Bürokratisierung «regelrecht ausgepresst» sei. «Den Ist-Zustand zurückzudrehen, wird extrem schwer.» Vor allem die ausufernde Bürokratie für Ärzte und Pflegekräften kritisierte er. Aktuelle Bemühungen der Politik griffen frühestens in ein paar Jahren. «In der aktuellen Situation hilft leider nur Zähne zusammenbeißen.»
Nach seiner Wahrnehmung sei die Lage ähnlich wie in der Hochzeit der ersten Corona-Welle. Dieses Mal gehe es aber verstärkt um andere Atemwegserkrankungen. Vor allem mit Blick auf betagte oder vorerkrankte Menschen appellierte er an die Verantwortung der Menschen füreinander bei geplanten Familientreffen zu Weihnachten.