In keinem Landkreis in Deutschland geben trockengelegte Moore laut Bundesumweltamt mehr Treibhausgase ab als in Vorpommern-Greifswald. Das hat nach Aussage des Moor-Experten Jan Peters auch mit dem hohen Mooranteil in dem Landkreis zu tun. Die Emissionen aus Mooren des Landkreises seien vergleichbar mit denen des Kohlekraftwerks in Rostock, sagte der Geschäftsführer der Greifswalder Succow Stiftung, die sich international für Moor- und Naturschutz einsetzt.
Moore binden viel Kohlenstoffdioxid (CO2) - ein Treibhausgas. Werden sie entwässert, etwa für landwirtschaftliche Nutzung, zerfällt der trockene Torf und gibt das CO2 frei. Den Angaben zufolge stießen entwässerte Moore in Vorpommern-Greifswald im Jahr 2020 mehr als zwei Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid-Äquivalente aus.
Die hohe Moordichte in MV macht die Feuchtgebiete zu einem wichtigen Faktor, wenn es um das Erreichen von Klimaschutzzielen durch Senkung von Treibhausgas-Emissionen geht. «Mecklenburg-Vorpommern ist ja nach Niedersachsen das moorreichste Bundesland in Deutschland», erklärte Peters. Relativ zur Fläche wären seiner Aussage nach auch Landkreise im Nordwesten Deutschlands bei den Emissionen weit vorne.
Der Spitzenplatz von Vorpommern-Greifswald ist auch in der Größe der Landkreise im Nordosten begründet. «Weil ja die Landkreise hier bei uns in Mecklenburg-Vorpommern ziemlich groß geschnitten sind.»
In Mecklenburg-Vorpommern seien Moore die größte Einzelquelle von Treibhausgasen, sagte Peters. «Weit vor Verkehr, Industrie, Energie.» Die Nationalparke und Naturparke in Mecklenburg-Vorpommern hatten Anfang der Woche Moore als Jahresthema ausgerufen - wegen ihrer Bedeutung für den Klimaschutz, aber auch als Lebensraum.
Die Daten zum Ausstoß der Treibhausgase finden sich auch im «Mooratlas 2023», der Heinrich-Böll-Stiftung, des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland und der Succow Stiftung, der kommende Woche veröffentlicht werden soll.
Peters begrüßte, dass auch der Landesumweltminister Till Backhaus (SPD) die Bedeutung der Moore für den Klimaschutz erkannt habe. Dieser will nach eigener Aussage die Wiedervernässung vorantreiben. Peters kritisierte aber zum Beispiel, dass im Umweltministerium bislang keine feste Anlaufstelle für das Thema existiere. Zudem nutze das Land nicht seine Spielräume voll aus, um zu vermeiden, dass Landwirtschaft auf entwässerten Flächen subventioniert werde.
In der möglichen Nutzung nasser Flächen, etwa für die Ernte von Schilfrohr, sieht Peters wirtschaftliches Potenzial für die Region. Ein Großteil des Reets auf norddeutschen Dächern komme aus dem Ausland, etwa aus China oder Kasachstan. Außerdem könne man das Schilfrohr auch zu Brenn- und anderen Baustoffen verarbeiten.
Es gebe allerdings noch ein «Henne-Ei-Problem». Landwirte würden auf entsprechende Produkte umstellen, wenn sie diese dauerhaft zu einem guten Preis abgeben könnten. Verwertungsbetriebe hingegen sahen demnach zwar Potenzial, ihnen fehle es aber bisher am Rohstoff. Deshalb versuche man aktuell, die Akteure besser zusammenzubringen.