Expertin: Außenlager müssen weiter sichtbar gemacht werden

Das einzige Frauen-Konzentrationslager in der NS-Zeit - in Ravensbrück bei Fürstenberg - hatte 44 Außenlager. Dort mussten Tausende Frauen Zwangsarbeit leisten. Doch nicht überall ist das noch bekannt. In Neubrandenburg ändert sich das gerade.
Andrea Genest steht auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Waldbau Neubrandenburg. © Stefan Sauer/dpa

Die Ereignisse in den 44 Außenlagern des ehemaligen NS-Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück müssen nach Ansicht der Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück weiter erforscht werden. Das sei nötig, weil das KZ und die Arbeitslager eng miteinander verbunden waren, sagte Andrea Genest am Montag beim Besuch im KZ-Außenlager Waldbau in Neubrandenburg. Genest besuchte mit etwa 20 Frauen des Internationalen Ravensbrück-Komitees das sonst nicht zugängliche Gelände des Waldbau-Lagers, das am Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag geöffnet sein soll.

In dem Lager mit zwei Standorten in Neubrandenburg mussten rund 7000 Frauen unter widrigsten Bedingungen leben und Zwangsarbeit leisten. «Die Verpflegung war an Außenstandorten oft nicht besser als im KZ», sagte Genest. Manchen Firmen sei es damals leicht gefallen, schwache Arbeitskräfte durch neue Häftlinge zu ersetzen. 

Neubrandenburg gilt als größtes Außenlager von Ravensbrück. Es war eng verknüpft mit den Mechanischen Werkstätten Neubrandenburg (MWN), die wiederum mit der Raketenerprobung und -produktion der Nationalsozialisten in Peenemünde und dem Lager Mittelbau Dora im Harz in Verbindung standen. 

Seit wenigen Jahren hat die Stadt Neubrandenburg mit Fachleuten und der Regionalen Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA-MV) ein Projekt gestartet, um das Gelände freizulegen und an die Schicksale der inhaftierten Frauen zu erinnern. Das würdigte auch die Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte. So wurde ein alter Appellplatz freigelegt, an dem ein Wegweiser die Entfernungen nach Peenemünde, Berlin, aber auch nach Warschau und Donezk anzeigt. Dort wurde ein Kranz niedergelegt. Zudem gibt es Infotafeln und Kunstinstallationen. 

Nach Angaben der RAA wurden kranke Frauen aus Neubrandenburg wieder nach Ravensbrück abtransportiert, wo viele starben. Weitere Aufarbeitungsinitiativen liefen in ehemaligen Außenlagerstandorten in Malchow (Mecklenburgische Seenplatte), wo es eine Munitionsfabrik gab, und in Grüneberg (Oberhavel). Dazu seien ehrenamtliche Helfer dabei, die Geschichte von Landwirtschaftlichen Kommandos in der NS-Zeit aufzuarbeiten. Das soll in Feldberg an der Seenplatte und Zehdenick (Oberhavel) umgesetzt werden.

Die Forschung und Gestaltung im Neubrandenburger Waldbau-Lager soll auch weitergehen, unterstrich Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos). Zuständig für das Gelände, das in der DDR-Zeit militärisches Sperrgebiet war und in Vergessenheit geraten war, sei das Land. Im Ravensbrück-Komitee sind Überlebende des Frauen-KZ Ravensbrück und deren Kinder und Enkel aus 16 Ländern vereinigt. 

© dpa
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