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Nach Festnahme kaum Hoffnung auf Rückkehr des Keltengoldes

Die mutmaßlichen Täter sind gefasst und schweigen. Doch die vielleicht wichtigsten Fragen sind noch unbeantwortet: Wo ist der einmalige keltische Goldschatz? Wird er jemals wieder zu sehen sein? Die bisherigen Ermittlungen lassen das Schlimmste befürchten.
Manchinger Goldschatz
Im November 2022 wurde der Goldschatz von Einbrechern aus dem Kelten Römer Museum gestohlen. © Archäologische Staatssammlung/dpa/Archiv

Vier Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft - doch wo ist der Großteil des 2100 Jahre alten keltischen Goldschatzes? Nach dem Ermittlungserfolg der Sonderkommission des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) haben die Fahnder zwar noch Hoffnung darauf, die einmalige antike Münzsammlung wenigstens in Teilen unversehrt finden zu können.

Doch wie den Beamten und den zwei Ministern bei der Pressekonferenz am Donnerstag in München anzumerken war - allzu groß ist die Hoffnung wohl nicht. Leider müsse davon ausgegangen werden, «dass der Keltenschatz von Manching in seiner ursprünglichen Form zumindest nicht mehr in Gänze erhalten ist», dämpfte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) schon einmal die Erwartungen.

Vor rund acht Monaten war eine Einbrecherbande nachts in das Kelten Römer Museum im oberbayerischen Manching bei Ingolstadt eingebrochen. Zunächst hatte sie das Telefonnetz des Ortes gekappt, um die Alarmanlage des Museums lahmzulegen. Dann wurde binnen neun Minuten der aus nahezu 500 Münzen und einem Goldklumpen bestehende Schatz aus einer Bodenvitrine gestohlen, die Täter verschwanden unerkannt - aber nicht ohne Spuren zu hinterlassen.

Beamte suchten die Umgebung des Museums ab, Polizeitaucher einen Weiher. Die Ermittler fanden blaue Brecheisen und anderes Einbruchswerkzeug. Letztlich konnte an einem der Gegenstände eine DNA-Spur gesichert werden. Der Museumseinbruch entpuppte sich dadurch als Teil einer langjährigen und internationalen Einbruchsserie, bei der die Taten oft ähnlich abliefen.

Winsen und Nienhagen bei Hannover, Edermünde in Hessen oder das österreichische Krems sind nach Angaben des LKA einige der anderen Tatorte. Einkaufsmärkte, eine Tankstelle oder eine Kfz-Zulassungsstelle waren die Ziele, der Einbruchsschaden beträgt mehrere Hunderttausend Euro. Doch eine Kultureinrichtung war wohl das erste Mal Ziel der Bande. Die Serie soll seit mindestens 2014 dauern, vermutlich aber noch deutlich länger. Einer der Verdächtigen ist Fernmeldetechniker, er könnte die Leitungen gekappt haben.

Letztlich führten penible Recherchen auf die Spur eines Trios aus dem Raum Schwerin. Es soll auffällig oft im Internet bestimmte Overalls bestellt haben, die bei den Einbrüchen benutzt worden sein sollen. Nach einer Telefonüberwachung schlugen die bayerischen Ermittler am Dienstag mit Unterstützung Beamter aus mehreren anderen Bundesländern zu. Die 42, 46 und 50 Jahre alte Männer aus Mecklenburg-Vorpommern wurden festgenommen, an fast 30 Orten fanden Durchsuchungen statt.

Auch ein 43-jähriger Berliner wurde bei der Razzia gefasst. Die vier Tatverdächtigen sind nach LKA-Angaben alle deutsche Staatsangehörige. Der 43-Jährige hatte sich mit einem der Verdächtigen getroffen und eine Plastiktüte mit 18 kleinen Goldstücken dabei. Nach einer ersten Analyse dürfte es sich um eingeschmolzene Münzen des größten keltischen Goldfundes aus dem 20. Jahrhundert handeln. Diesen Fund hatten Archäologen 1999 bei Manching gemacht, bis zum Einbruch Ende November 2022 war er das Prunkstück des Museums.

Derzeit gehen die Ermittler davon aus, dass jeweils vier der historischen Münzen zusammengeschmolzen wurden. Die Täter dürften bemerkt haben, dass sie die seltenen Goldmünzen nicht für mehrere Millionen Euro auf dem Sammlermarkt verkaufen können - die Soko hätte dies wohl sofort bemerkt und zugeschlagen. So blieb nur das Einschmelzen des Schatzes, auch wenn dadurch nur ein Bruchteil des Sammlerwertes - der reine Goldwert im sechsstelligen Eurobereich - hätte erzielt werden können.

Letztlich ist nun noch der Verbleib von schätzungsweise rund 415 Keltenmünzen unklar. «Es gibt natürlich noch Hoffnung», meinte Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU). Er machte klar, es gehe bei dieser Tat niemals um den materiellen Wert, sondern um den Verlust eines unersetzbaren archäologischen Fundes. «Das war ein Anschlag auch auf unser kulturelles Gedächtnis.»

Die vier Verdächtigen sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft. Sie sollen nun für die weiteren Ermittlungen in bayerische Gefängnisse verlegt werden. Die Soko hofft, dass sie doch noch aussagen - bisher schweigen die Männer zu den Vorwürfen. Am Donnerstag gingen die Durchsuchungen in Mecklenburg-Vorpommern jedenfalls weiter, insbesondere um den Rest, den Großteil des Goldschatzes, zu finden. Zu der Wahrscheinlichkeit, dass die anderen Münzen noch unbeschädigt sind und auftauchen, wollten sich die Fahnder nicht äußern.

© dpa ⁄ Ulf Vogler, dpa
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