Viel Zustimmung in MV für 49-Euro-Ticket

Berufspendler in Mecklenburg-Vorpommern, die täglich etwa von Schwerin nach Hamburg fahren, könnten mit dem «Deutschlandticket» viel Geld sparen. Vorausgesetzt sie nutzen Regionalzüge statt IC. Fraglich ist der Nutzen für Menschen, die auf dem Lande wohnen.
Ein Regionalzug der Deutschen Bahn fährt durch einen Bahnhof. © Jonas Walzberg/dpa/Symbolbild

Das «Deutschlandticket» als Spartarif für den öffentlichen Nahverkehr kommt, doch sehen Politik und Verbände in Mecklenburg-Vorpommern damit noch längst nicht alle Probleme gelöst. So bezeichnete der Pro-Bahn-Landesverband das 49-Euro-Ticket als Schritt in die richtige Richtung. Auf den Pendlerstrecken nach Hamburg und Berlin wäre der Nachfolger des 9-Euro-Tickets «durchaus eine Entlastung, aber für ein richtiges Mobilitätsticket fehlt noch etwas», sagte am Donnerstag Pro-Bahn-Landeschef Marcel Drews.

Der Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommerns wertet den am Mittwoch verkündeten Bund-Länder-Kompromiss zum 49-Euro-Ticket als Zwischenschritt zu einer Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs. «Mit dem reduzierten Ticketpreis ist es nicht getan. Wir brauchen gute und verlässliche Verkehrsverbindungen. Und das nicht nur in Ballungsgebieten, sondern auch im ländlichen Raum», mahnte Verbandsgeschäftsführer Andreas Wellmann in Schwerin. Die vom Bund bereitgestellten Regionalisierungsmittel müssten für den gezielten Ausbau des Bus- und Bahnnetzes eingesetzt werden.

Wirtschafts- und Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) begrüßte, dass sich Bund und Länder nach langem Ringen auf ein Modell verständigt hätten. Davon würden auch viele Bürger in Mecklenburg-Vorpommerns profitieren, zeigte er sich sicher, räumte aber ein, dass noch wichtige Detailfragen zu klären sind. «Für uns ist nach wie vor das Wichtigste, dass die Gesamtfinanzierung geklärt ist. Gleichzeitig müssen ausreichend Regionalisierungsmittel zur Verfügung stehen. Das Ticket muss auch für den ländlichen Raum attraktiv sein. Denn: Was nützt ein entsprechendes Ticket, wenn das verkehrliche Angebot im ländlichen Raum nicht vorgehalten werden kann», erklärte Meyer.

Ähnliche Bedenken äußert auch Wellmann. Die über Jahre unzureichende Finanzausstattung habe vielerorts zu einer Ausdünnung des Angebots und in der Folge zur Hinwendung zum eigenen Auto geführt. «Wir können die Menschen nur für den öffentlichen Nahverkehr gewinnen, wenn Bus und Bahn gut erreichbar sind und regelmäßig verkehren. Sicherheit und Verlässlichkeit sind Schlüssel zum Erfolg», sagte Wellmann.

Ein Billig-Ticket allein löse das grundlegende Problem fehlender Erreichbarkeit nicht, betonte der CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Ehlers. Zwar sei die Fortführung des 9-Euro-Tickets zu nun teureren Konditionen grundsätzlich begrüßenswert. «Der ÖPNV taugt allerdings in großen Teilen des Flächenlandes Mecklenburg-Vorpommern noch immer kaum als Alternative zum Pkw», konstatierte er. Es sei zu befürchten, dass durch die kostenintensive Subventionierung von Billig-Tickets der in Mecklenburg-Vorpommern dringend notwendige Ausbau der ÖPNV-Infrastruktur stärker denn je auf der Strecke bleibe. So drohten Pendler im Land weiter auf das Auto angewiesen zu bleiben.

Bund und Länder hatten sich am Mittwoch bei einem Spitzentreffen in Berlin endgültig auf eine Nachfolgelösung für das 9-Euro-Tickets verständigt. Die Bundesländer hatten dauerhaft höhere Zuschüsse für ihren öffentlichen Nahverkehr, sogenannte Regionalisierungsmittel, zur Bedingung gemacht und sollen nun auch zusätzliche Mittel aus Berlin erhalten. Ob das geplante «Deutschlandticket» für 49 Euro schon zum 1. Januar kommt, ist offen.

Laut Bahn-Homepage kostet eine Nahverkehrs-Jahreskarte ohne jegliche Ermäßigungen für die Strecke Schwerin-Hamburg derzeit 2763,50 Euro, nach Berlin sind es 3778,60 Euro. Mit dem 49-Euro-Ticket, für das jährlich 588 Euro bezahlt werden müssten, können diese Kosten um 2175,50 beziehungsweise 3190,60 Euro reduziert werden. «Durchaus interessant», sagte Pro-Bahn-Landeschef Drews.

Innerhalb des Bundeslandes und für Gelegenheitsfahrer sei das neue Angebot aber «nicht attraktiv», betonte er. In Mecklenburg-Vorpommern sei zudem ein günstigerer Fahrpreis nicht genug, um die Menschen vom Pkw in dem Öffentlichen Personennahverkehr zu locken. Dafür gelte es, Lücken zu schließen, Taktungen sicherzustellen und Reisezeiten zu verkürzen.

© dpa
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