IT-Fachfrau nach Flucht: «Mein Herz ist in der Ukraine»

Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine helfen viele Menschen auch in MV. Ministerpräsidentin Schwesig hat sich in Greifswald ein Bild gemacht. Dort hat sie Menschen wie Daria Pavlovska getroffen - die IT-Fachfrau hat Arbeit, will aber dennoch sobald wie möglich zurück.
Die Ukrainerin Daria Pavlovska sitzt an ihrem Arbeitsplatz. © Stefan Sauer/dpa

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hat in Greifswald für eine pragmatische Integration Geflüchteter aus der Ukraine geworben. Wenn möglich sei es sinnvoll, schon zu arbeiten und gleichzeitig Deutsch zu lernen, sagte die SPD-Politikerin am Freitag. «Wenn man immer erst wartet, bis alle Sprachkurse abgeschlossen sind, dauert es ewig.» Die Arbeit selbst sei ein gutes soziales Umfeld, um die Sprache zu lernen.

Zuvor hatte Schwesig zusammen mit Wissenschaftsministerin Bettina Martin (SPD) eine Ukrainerin getroffen, die im März zusammen mit ihrem Sohn vor dem russischen Angriff nach Greifswald geflohen war. Die 30-jährige IT-Fachfrau arbeitet inzwischen für die Krankenhausinformatik der Universitätsmedizin Greifswald (UMG). Ihr Sohn geht in die Schule.

«Ich habe ein Dach über dem Kopf. Ich habe Geld zum Leben. Ich habe Arbeit, mit der ich das Geld verdiene», sagte Daria Pavlovska. Alles sei soweit okay, aber ihre Gedanken seien stets in der Ukraine, wo sich ihre restliche Familie befinde - teilweise auch in gefährlichen Regionen. Sie wolle zurückkehren, sobald das möglich ist. Viele Menschen würden ihr in Deutschland helfen. «Aber mein Herz ist in der Ukraine.» Schwer sei es, wenn sie ihre Familie wegen Blackouts in der Ukraine nicht erreichen könne. Die UMG könnte sich nach eigener Aussage sogar eine Weiterbeschäftigung Pavlovskas über das Internet vorstellen, sollte sie zurück in ihre Heimat gehen.

Schwesig zeigte sich beeindruckt von dem Mut und dem Tatendrang trotz des Wissens um den Krieg in der Ukraine. «Putin ist brutal. Er zerschießt die Infrastruktur. Darunter leiden vor allem die Menschen, die Zivilgesellschaft.» Sie sei dankbar, dass viele Menschen in Greifswald auch zusammen mit der UMG Hilfstransporte organisierten. Erst im Dezember hatte die Landesregierung Ehrenamtliche unterstützt und Kosten für einen Hilfstransport in Greifswalds ukrainische Partnerstadt Drohobytsch übernommen.

Sie bedankte sich auch für die Hilfe, die im Nordosten für Geflüchtete geleistet werde. «Wir haben ja über 20 000 ukrainische Flüchtlinge in Mecklenburg-Vorpommern.» Die Unterbringung sei eine Herausforderung, mit der sich auch das Land auseinandersetze. «Wir sind eines von wenigen Ländern in Deutschland, die den Kommunen die Kosten für Flüchtlingsaufnahmen vollständig ersetzen.» Auch wenn sie sich ein baldiges Ende wünsche, müsse man weiter Lösungen finden, so lange der Krieg gehe. «Ich denke, das ist das, was wir auch an humanitärer Verantwortung haben.»

Mit Blick auf die Integration am Arbeitsmarkt verwies die Schweriner Regierungschefin auf unterschiedlichen Sprachanforderungen je nach Job. «Es gibt ja Jobs, wo man vielleicht auch mit kleineren Sprachkenntnissen schon sehr gut klar kommt. Dann gibt es andere Aufgaben, wo man viel Sprachkenntnisse kennen muss.» Gut sei, dass ukrainische Flüchtlinge gesetzlich genauso vermittelt werden könnten wie Einheimische. Schwesig sprach in Greifswald auch mit 20 ehrenamtlichen Ukraine-Helferinnen und -Helfern und bedankte sich bei ihnen.

© dpa
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